5. (2. ordentliche) Versammlung des XX. Vereinsjahres.
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Mecklenb. Zeitschrift S. 1—33 gibt Herr E. Geinitz „Bemerkungen über das Eiszeitproblem.“ Er berichtet zunächst über den hochinteressanten Vortrag des Oberbergrats Prof. Dr. Richard Lepsius-Darin- stadt auf dem 11. internat. Geologenkongreß in Schweden über die Einheit und die Ursachen der diluvialen Eiszeit in den Alpen. Die Eiszeit wird lediglich daraus erklärt, daß ganz Europa sich zur Haupteiszeit in einem absolut höheren Niveau über dem Ozean befand und deshalb ein etwas kälteres Klima hatte. Lepsius unterscheidet drei Perioden :
I. Boreale Periode. Vorrücken der nordischen Gletscher von den 4—5000 m hohen skandinavischen Hochgebirgen auf den nordeuropäischen Kontinent, der 5 — 600 m höher über den Ozean stand als jetzt. Landbrücke der Atlantis zwischen Kanada und Europa.
11. Atlantische Periode. Absenkung der Atlantis durch Schollenbrüche. Einbruch der Nordsee, Abtrennung von England durch den Kanal, der in Periode I. ein Flußtal war.
Erstes Aufreten des Menschen in Europa: palaeolithische Zeit.
III. Skandinavische Periode. Einsetzen des Golfstroms. Weiteres Absinken. Einbruch des Ostseegebietes. Umdrehung des Unterlaufs der Oder- und Weichselflüsse mit Einmündung in die neue Ostsee. Zunehmende Erwärmung.
Neolithische Menschen in Europa.
Besondere Bedeutung mißt auch Geinitz den tektonischen Bewegungen während der Eiszeit zu.
Den genau umgekehrten Standpunkt vertritt Max Hildebrandt „Zur Frage nach der Einheit der Eiszeit“ in Naturw. Wochenschrift 1911 S. 265. Er kommt zu folgender Gliederung:
1. Eiszeit (ältester Geschiebemergel von Rüdersdorf, Günseiszeit bei Penck).
1. Interglazialzeit. (Paludinenbänke bei Berlin).
2. Eiszeit. (Unterer Geschiebemergel, Mindeleiszeit bei Penck).
2. Interglazialzeit. (Rixdorfer Fauna, Corbicula fluminalis.) Mammut in Sibirien. Merkwürdig ist es, daß die im Nil und Orontes noch jetzt lebende Corbicula (Cyrena) fluminalis, auf die Sir Charles Lyell in seinem „Alter des Menschengeschlechts“ vor fast 50 Jahren, als in England und Frankreich mit palaeolithischen Resten vorkommend, hinwies, und welche Muschel in Europa längst ausgestorben ist, bei Uichteritz und Körbisdorf, unweit Jena, mit Elephas antiquus zusammen gefunden ist (S. 266). Ebenso bei Halle.
3. Eiszeit. (Untergang des Mammuts in Sibirien. Oberer Geschiebemergel, Endmoräne. Riss- und Würmeiszeit bei Penck).