Heft 
(1912) 20
Seite
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Kleine Mitteilungen.

in seinem Wörterbuch der altmärkisehen Mundart nicht auf. Iin lt>., all­gemein im 17. Jahrhundert wird das schwer auszusprechende b in Potstamb fortgelassen und so entsteht allmählich die Form Potsdam 1 * ).

Die Form Potstamb, die nicht germanisch sein kann, ist ein Beweis für die Herkunft aus dem Slawischen. Diese Ilerleitung ist allgemein und sicherlich richtig. Die Form Potstamb weist zurück auf die Form Poztupimi (der Ton liegt auf dem u), das mit Nasalierung des u gesprochen worden sein muß.

Im Jahre 993 gab (dedit) nämlich Kaiser Otto III. seiner Tante, der Abtissin Mathilde von Quedlinburg zwei Plätze Poztupimi und Geliti in der Provinz Hevellon und zwar auf der Insel Chotiemvizles 3 ). Und in diesen Orten hat man Potsdam und das Dorf Geltow zu erkennen. Als erster hat kein Geringerer als Leibniz die Vermutung, Poztupimi sei Potsdam, geäußert 3 ). Fast keiner hat diese Deutung bezweifelt 4 ); und doch ist der Zweifel nahe­liegend. Es ist bekannt, wie unsicher 993 die Verhältnisse im Slawenlande waren. Seit dem großen Aufstande nach Ottos II. Tode hatten die Feind­seligkeiten an der Grenze nicht aufgehört, und der eilige Demonstrationszug, den der jugendliche, noch ganz unter fremder Leitung stehende Otto 993 unternahm, konnte selbst Optimisten dauernde Erfolge nicht versprechen. Dies hat sich ja auch in kürzester Zeit gezeigt. Man muß sich sehr wundern, daß unter diesen Umständen die kluge, sonst mit den slawischen Verhält­nissen vertraute Mathilde Wert darauf gelegt hat, so weit im Osten, noch über Brandenburg hinaus, Besitz zu erwerben. Über den Preis erfahren wir, wie gewöhnlich, nichts, zum mindesten wird die Urkunde Kanzleigebühren gekostet haben.

Die Erwähnung von Geliti würde an sich nichts besagen, da der Name auch sonst, im deutschen Sprachgebiet vorkommt 3 б ), vielleicht sogar eine Umdeutschung eines slawischen Ortsnamens sein mag. Von Chotemysl, nach dem die Insel genannt wird 8 ), hören wir sonst nichts 7 ). Die Grenzen des Landes Hevellon kennen wir sonst nicht genau, aber zweifellos hat Cursehmann die Erwähnung von Poztupimi mit Recht für die Grenzbe­stimmung verwertet 8 ), da es sich kaum annehmen läßt, daß zwei Orte des Namens Poztupimi bestanden haben sollten und die spätere Form Potstamb deutlich die Erinnerung an die Vergangenheit beweist.

Kehren wir nach dieser notwendigen Abschweifung zu den Versuchen zurück, den Ortsnamen zu deuten, so müssen wir an erster Stelle eines in seiner Art ergötzlichen Streites gedenken.

') Daß dabei Nachahmung der holländischen Endungen mitgewirkt hat, wie F. Cursehmann^ die deutschen Ortsnamen im nordöstl. Kolonialgeb., Forschgn. z. Dtscli. Landes- u. Volksk. XIX 2, S. 33 Anm. 10.) sagt, ist nicht ausgeschlossen.

а ) Mon. Germ. D. D. II 2. nr. 131 und oft.

8 ) Annales imperii (ed. G. H. Pertz Hann. 1846; III, S. 589.

J ) Nur G. Sello, Potsdam und Sans-Souci S. 1 äußert ein leises Bedenken.

8 ) F. Cursehmann, a. a. O. S. 31. S. aber auch Förstemann altdeutsches Namens­buch (Nordh. 1872).

б ) Franz Miklosich, Slaw. Ortsnamen aus Appelativen I (Wien 1872 ) S. 6.

7 ) Sello a. a. 0. denkt wohl mit Unrecht an Gotzomvitzli.

8 ) F. Cursehmann, die Diözese Brandenburg S. 161 f.