Heft 
(1912) 20
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Kleine Mitteilungen.

gebiet Ortsnamen finden, die mit Baumbezeichnungen Zusammenhängen;') aber das ist ein verhältnismäßig sehr geringer Teil.

Zum ersten Male findet sich eine Deutung, welche die richtige sein dürfte, bei Ignaz Detters,) er bringt nämlich poztupimi in Verbindung mit einem slawischen Personennamen Podstub. Unabhängig von ihm, wie es scheint, ist zu dem gleichen Resultat gekommen der große Schöpfer der slawischen Sprachwissenschaft, Franz Miklosich;») leider hat er die Frage mit einem kurzen Hinweis abgetan. Bei allen Deutungsversuchen ist, wie Miklosich mit aller Entschiedenheit betonte und wie sich in der Folge immer mehr bestätigte, davon auszugehen, daß der weit überwiegende Teil slawischer Ortsnamen aus Personennamen entstanden ist. Es mag eine schöne Vor­stellung sein, Potsdam bedeuteunter den Eichen, aber die kühle Forschung kennt poetische Rücksichten nicht.

Märkische Spinnstuben. Zum Beweis, daß es noch bei uns Flachs­bau und Spinnstuben gibt, legt u. A. M. Herr Rektor Monke folgenden Aus­schnitt aus dem Osthavelländischen Kreisblatt vom 15. Februar 1911 vor: Paaren a. W. Ein Spinnstubenbesuch hat dem Knecht II. aus Paaren eine Anklage wegen Hausfriedensbruch eingetragen. Die männlichen Be­sucher der fleißigen Spinnerinnen in der Gesindestube des Bauern R. hatten sich wiederholt ungebührlich betragen, so daß ihnen das Wiederbetreten der Spinnstube untersagt war. Die Übertretung dieses Verbotes kostete dem losen Störenfriede 6 Mk. Der Amtsanwalt hatte 20 Mk. beantragt.

Ich füge hinzu, daß es in der Provinz Brandenburg zwei Ortschaften gibt, beide Kreis Osthavelland, erstens Paaren, Post Falkenrehde, Dorf und Rittergut, zweitens Paaren im Glien, Dorf, Post Börnicke. Gemeint ist ver­mutlich ersteres.

Wo sind sonst noch in unserer Provinz zurzeit Spinnstuben im Gange?

*) Vgl. die allerdings ganz unzuverlässigen Zusammenstellungen bei G. Weisker, Progr. des Progymn. in Rathenow 189t) u. Jettmar Progr. d. Gymn. Potsdam 1840. Ferner besonders Franz Miklosich Slaw. Ortsnamen aus Appellativen (Wien 1872), der Jettmars Abhandlung kannte, Poztupimi aber nicht anführte.

*) Litt. Zentralbl. 1859, Nr. 25.

»; Die Bildung der Ortsnamen aus Personennamen im Slawischen. Abhandl. d. Wiener Akad. 1805, S. 62. S. o. Anm. 1.

Für die Redaktion: Dr. Eduard Zache, Cüstriner Platz 9. Die Einsender haben den sachlichen Inhalt ihrer Mitteilungen zu vertreten.

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