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6. (4. außerordentliche) Versammlung des XX. Vereinsjahre».
und unbenutzt gelegen und die Sage Zeit gehabt zu haben, sich um si« zu ranken.*)
Unser veehrtes Mitglied, Herr August Foerster, stellt uns weiter folgenden Bericht zur Verfügung.
Die jüngsten, zur Zeit noch nicht völlig abgeschlossenen Ausgrabungen, zu denen Professor Schuchhardt die Gesellschaft geleitete, bezwecken, nachdem man oben auf der Krone des Walles die Feststellungen im vorgedachten Sinne mit entsprechender Sicherheit und Zuverlässigkeit gemacht hat — die angewandte Methode wird im nachstehenden noch berührt werden, — die genauere Ermittlung, ob ein oder mehrere Gräben um das Werk gezogen waren und wie weit sie sich erstreckten. Die Frage ist, wenige geringere Feststellungen Vorbehalten, inzwischen in dem Sinne gelöst worden, daß nicht nur einer, sondern zwei einander parallele, 1 bis l 1 , ) m in der Sohle breite, trockene Gräben von mäßiger Tiefe auf dem Glacis des Werkes angelegt waren, von denen der innere zur Wendenzeit vernachlässigt wurde und in Verfall geriet. Beide Gräben umschlossen ursprünglich das Werk mit alleiniger Ausnahme der nach dem Wasser zu gelegenen Steilseite des Walles. Die, Art, wie dies zweifelfrei festgestelit wurde, ist höchst sinnreich: Man sagte sich, daß man bei radial gerichteten Grabungen an den Stellen, wo inzwischen verfallene öder zugeschüttete Gräben vermutet wurden, auf diese stoßen müsse, und diese Voraussicht trog nicht. Es wurden an verschiedenen Stellen, kontrollierbar durch die Besucher, die rechten und linken Böschungen der Grube im gewachsenen Lehmboden freigelegt, während sich der Zwischenraum durch allerhand Boden und auch Schutt ausgefüllt fand, der sich stellenweise reich an Scherben erwies. Letztere gaben wieder die Beweise an die Iland, daß der innere Graben von den Wenden vernachlässigt oder verschüttet worden war, denn es fanden sich fast ausschließlich wendische Scherben hier, während in dem äußeren Graben, der keine Spuren absichtlicher Verschüttung trägt, weniger Scherben, diese aber ausschließlich vorwendischen Ursprungs, gefunden wurden. Noch am Tage des Besuchs war hier eine wohlerhaltene, bronzene Speerspitze ausgegraben worden, die gezeigt wurde. Von besonderem Interesse war auch der bei den Ausgrabungen unerwartet gemachte Fund einiger wendischen Wohngruben mit besonders zahlreichen keramischen Kesten darin, wahrscheinlich Behausungen für ärmere wendische Leute, die im Innern der Feste keinen Platz fanden, doch hier möglicherweise Schutz suchten. An Resten der genannten Art sind die Gesamtausgrabungen auf der Römerscbanze von Anbeginn überaus reich gewesen. Die Zahl von etwa 8000 Gefäßresten, wovon 3 / 4 germanisch,
*) Vgl. die Mitteilungen im Monatsblatt XVIII. S. 71 und Ethnologische Zeitschrift 1908, S. 830 fig.