6. (4. außerordentliche) Versammlung des XX. Vereinsjahres.
219
slawisch, scheint doch auf eine sehr lange Bewohntheit des Bollwerkes hinzudeuten. Bei der weiteren Wanderung wurde denjenigen Stellen besondere Aufmerksamkeit zugewaudt, an denen die drei Tore der Feste mit Sicherheit bestimmt worden sind. Es spielt für die Annahme, daß einst an gewissen Stellen hölzerne Bauten gestanden, bekanntlich hier wie auch bei dem vorgeschichtlichen Funde in Buch, eine wichtige Rolle, daß man deutlich im Erdreich die runden Stellen wahrnimmt, wo hölzerne Pfosten eiugegraben waren. Sie unterscheiden sich schon äußerlich in der Farbe, mehr aber noch durch ihren Inhalt auffällig von dem umringenden gewachsenen Boden, sodaß mit ihrer Hilfe ziemlich genau die Größe und Verhältnisse der verschwundenen Bauten ermittelt werden können. In der Römerschanze gesellten sich zu diesen wertvollen Merkmalen aber noch andere der Chronologie förderliche Hilfsmittel. Es haben nämlich zu einer oder mehreren Zeiten, vielleicht infolge von Belagerungen und Benennungen des Werkes, innerhalb desselben Brände stattgefunden, die bei späterer Einebnung der Brandreste den Boden schwärzten, sodaß die von späteren Bauten herrfthrenden Pfostenlöcher anders anssehen als die älteren. Diese Beobachtung hat ein wertvolles Unterscheidungsmittel jüngerer und älterer Bauaulagen ergeben und mit Unterstützung anderer, namentlich keramischer Funde zu der Feststellung geführt, daß die am Brandschutt kenntlichen Anlagen wendischen Ursprungs sind. An einem größeren Wohnhausbau in nächster Nähe des an der Landseite der Schanze befindlichen Tores wurde zuvörderst gezeigt, wie mit hinreichender Sicherheit aus den deutlich erkennbaren, kreisrunden Pfostenlöchern die rechtwinklige Gestalt des Baues und seine Abmessungen von 11 bis 12 auf 6 bis 8 m nachweisbar sind. An seiner Bestimmung für Wohnzwecke scheint aus dem noch Vorgefundenen, aus drei Reihen übereinandergeschichteter Steine bestehenden Herd kein Zweifel. Daß die Pfostenlöcher etwa 1 m im Durchschnitt hatten, während die Pfosteu natürlich sehr viel schwächer gewesen sind, darf nicht wunder nehmen, wenn man überlegt, daß es für die Ausführung der Grabung bequemer war, das Loch in überflüssiger Weite anzulegen, als es gerade auf die Abmessungen des einzusetzenden Pfostens zu beschränken. Die oben dargelegte Unterscheidungsmöglichkeit älterer und jüngerer Bauanlagen tritt besonders an dem zweiten, anscheinend dem wichtigsten, größten und in den stärksten Verteidigungszustand durch die ersten Erbauer gesetzten Tore zutage. Hier ergibt sich, daß dies sehr breit, angelegte Tor, das auch noch die Bedrohung des eindringenden Feindes von der Seite erlaubt, von den Wenden erheblich und unter Aufgabe letzterer wichtiger Verteidigungsmöglichkeit verengert worden ist. Es sind an dieser hochinteressanten Steile die germanischen und die slawischen Pfostenlöcher durch verschieden gefärbte Pflöcke zur Zeit deutlich markiert, sodaß man sich Rechenschaft
15 *