Heft 
(1912) 20
Seite
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7 . ( 5 . außerordentliche) Versammlung des XX. Vereinsjahres. 221

ersten Kampagne im Jahre 1908 der Bau des Walles und der Tore und in der zweiten die Besiedlung des Innern des Burgringes studiert wurden, sollten in der diesjährigen Kampagne die Verhältnisse vor dem Walle, die Gräben und die Siedlungen auf der freien Fläche nach dem See hin aufgeklärt werden. Es hat sich ergeben, daß auf der alten germanischen Bärme vor dem Wallbau später ein 1 1 Vs Meter hoher Sockel aus Erde und Holz gebaut worden ist, der vorn mit eingerammten Pfosten abgestützt wird. Die vordere Pfostenreihe steht anderthalb Meter vom Grabenrande entfernt. Der Sockel hat, wie die Funde beweisen, noch in slawischer Zeit bestanden. Auf der freien Fläche wurden nämlich zahlreiche slawische Scherben gefunden. Der ganze Befund zeigt wiederum, daß die germanische Befestigung bis in die slawische Zeit hinein erhalten war und von den Slawen weiter benutzt worden ist. Die ofteue Siedlung am Fuße der Burg ist in germanischer Zeit unbe­deutend gewesen. Nur an einer Stelle konnte nach der Nedlitzer Furt zu ein großer Komplex von Gebäuden festgestellt werden. Sonst traten nur am Seerande hier und da kleine Häuser auf. Erst in slawischer Zeit war eiue volle Besiedlung des Werder erfolgt. In den slawischen Hausgruben wurde sehr viel Keramik gefunden, so daß eine ganze An­zahl von Gefäßen zusammengestellt werden kann. Im allgemeinen wurde das Ergebnis der früheren Grabungen bestätigt und erwei'erf. Es steht fest, daß die Burg als Sitz germanischer Stämme wahrscheinlich der Semnonen einige Jahrhunderte v. Chr. erbaut und bis in die slawische Zeit hinein bestanden hat. Eine bronzene Speerspitze steht in der ersten Reihe der diesjährigen Funde, mehrere eiserne Messer, ein Sporn schließen sich an. Das Programm der Ausgrabungen für das nächste Jahr hat hauptsächlich das große Westtor ins Auge gefaßt.]

Sonntag, den 18. Juni 1911

Wanderfahrt nach Stendal.

Die Teilnehmer trafen mit den Zügen 10.15 und 10.39 in Stendal ein und wurden hier von Herrn Gewerberat Kuchenbuch in Empfang genommen. Es hatte sich diesmal nur die bescheidene Zahl von 19 zu­sammengefunden, die nun sofort den Rundgang durch die Stadt antraten. Zwischen dem Bahnhof und der alten Stadt hat sich schon ein neuer Stadtteil herausgebildet. An der Grenze beider erkennt man noch einige Reste der alten Werke, z. B. einen dicken epheuumsponnenen Turm der Stadtmauer, den Pulverturm.