Heft 
(1912) 20
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7. (5. außerordentliche) Versammlung des XX. Vereinsjahres.

Hinter ihm ragt dann sofort der Dom mit den beiden schlanken Türinen und dem hohen Dach in die Höhe.

Wir betreten zunächst den Kreuzgang der sich an den Dom an­schließt und einen quadratischen Itof begrenzt, der früher als Begräbnis­stätte diente. In dem ehemaligen Remter nahm die Gesellschaft Platz, und Herr Professor Dr. Kupka hielt einen Vortrag über die Geschichte Stendals. Nachdem der Vortragende sich über die Urgeschichte und die Bewegungen der Bevölkerung verbreitet hatte, begann er mit der Geschichte der Stadt selbst. Die Stadt ist durch das Zusammenlegen von mehreren Dörfern entstanden. Der älteste Teil wird 1022 als das alte Dorf Steinedal erwähnt, und dazu kam das südlich davorgelegeue Schadewachten; beide Namen haben sich als Straßennamen erhalten. Um 1160 erhielten fremde Kaufleute hier Sitz und fünfjährige Steuer­freiheit. Die Wohnhäuser waren die alten Sachsenhäuser, die sich nur noch in Salzwedel erhalten haben. Im Jahre 1287 wurde um alle Dörfer, es waren fünf, eine gemeinsame Mauer gezogen und jedes hatte seine Kirche, es waren dies St. Jakobi, St. Marien, St. Catharina, St. Petri und der Dom, doch sind die Kirchen sämtlich später vielfach umgebaut worden. Jedenfalls aber hat sich der Umfang der Stadt seit jener Zeit nicht mehr geändert. Mit dem Eintreffen der Prämonstratenser im 12. Jahrhundert setzt auch hier der Backsteinbau ein, aber fast bei allen hat sich ein Überrest des ursprünglichen Feldsteiubaus erhalten. Der Dom wurde von dem Domstift erbaut, und die Marienkirche von der Stadt. Hierauf spricht der Redner noch ausführlich über die Kunst der Holzschnitzerei, die in den Flügelaltären und dann noch über die Stein­skulptur, die in dem Roland, der 1517 errichtet wurde, zum Ausdruck kommt. Das Vorherrschen des Sandsteins ist ein Zeichen der Renais­sance und des Baroks, womit der Backsteinbau sein Ende erreicht. Die Fortsetzung des Sandsteinbaus ist der Putzbau. Der interessante und weitschichtige Vortrag fand den lebhaftesten Dank der Hörer.

An den Vortrag schloß sich die Besichtigung des Altmärkischen . Museums. Hier hatte Herr Gewerberat Kuchenbuch, der Vorsteher des Museums, die Führung übernommen. Die Holzschnitzereien und kirchlichen Überreste sind im Remter untergebracht, und die Fortsetzung findet sich eine Treppe höher. Auffällig ist die große Zahl der Altäre aus den Dörfern der näheren Umgebung, z. 13. Grohleben, Grävenitz, Wahrbnrg, Bülitz usw. Zu den größeren Stücken gehört eine Kanzel aus dem Dom. Interessant sind ferner Ritter Georg mit dem Drachen und eine Mutter Maria aus Tangermünde in Lebensgröße. Zwei sehr merkwürdige Stickereien fanden Bewunderung: sie waren reliefartig, und das eine stellte die Himmelfahrt und das andere die Kreuzigung vor. Eine Treppe höher sind noch zwei Räume für das Museum eingerichtet und zwar befinden sich in dem vorderen die prähistorischen Funde und