7. (5. außerordentliche) Versammlung des XX. Vereinsjahres.
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in dem hinteren Sammlungsstücke aus dem modernen Haushalt. Beim Eintritt blickt man in eine Bauernstube mit zwei Frauen in der Landestracht und den Einrichtungsgegenständen. Dahinter folgt nun eine lange Reihe von Funden aus der Erde, auffallend groß ist die Sammlung von Urnen und von Steinwaffen aller Art; hierher gehört auch der Bronze- fund von llindenburg mit den langen Schwertern. Der Raum für die Neuzeit weist namentlich viele Stickereien auf, ferner Bücher und kleinere I laushaltungsgegenstände, wie Uhren, Lampen usvv. Beachtenswert sind einige geschliffene Karneole und mehrere Amethyste, die aus der Kapelle Karls IV in Tangermünde stammen vom Jahre 1374.
Daran schloß sich die Besichtigung des Domes. Der Eindruck, den die hohen Säulen machen, ist überraschend, es sind nur zwei Reihen vorhanden, aber die Decke verliert sich fast. Die jetzige Gestalt erhielt er 1423 -1450 und renoviert wurde er 1823 und 1905. Das hohe Chor ist durch einen niedrigen Lettner vom Hauptschiff getrennt. Im hohen Chor befinden sich eine große Zahl von Fenstern mit Glasmalereien, die aus allen übrigen Fenstern ergänzt sind. Rings herum an drei Seiten stehen schwere geschnitzte Cliorstühle; jeder Sitz läßt sich hoch klappen und zeigt auf der Unterseite eine Schnitzerei.
Nach diesen Besichtigungen versammelte sich die Gesellschaft in Haupts Restaurant zur Mittagstafel. Während der Tafel toastete Herr Bürgermeister Dr. Schütze auf die Brandenburgia und der I. Vorsitzende Herr Geheimrat Friedei dankte für die freundliche Aufnahme und die lehrreiche Führung und brachte ein Hoch aus auf die Stadt Stendal. Endlich brachte Herr Gewerberat Kuchenbuch den Toast auf die Damen aus. An der Tafel hatte sich auch eine große Anzahl Damen und Herren aus Stendal beteiligt, unter ihnen auch der Landrat, ein Herr von Bismarck.
Nach Tisch wurde zünächst ein Rundgang durch die Stadt unternommen, wobei die Büste Nachtigals, das Tangermüuder und das Üng- linger Tor besichtigt wurden. Letzteres liegt am Eingang des „Alten Dorfes“ und besteht in dem unteren Teil aus Granitfindlingen und darüber aus Backsteinen. Dieser Aufsatz stammt aus dem Jahre 1440. Er bestellt aus einem viereckigen Unterbau mit aufgesetztem Rundturm. Die Ecken sind noch weiterhin mit kleinen Türmchen verziert. Ganz ähnlich ist das Tangermünder Tor gebaut, nur ist es weniger ausgeputzt.
Nach dem Rundgang wurde die Besichtigung fortgesetzt und zwar mit der Jakobi-Kirche begonnen. Hier hatte Herr Pfarrer Wecken- stedt die Führung übernommen. Es ist die älteste Stendaler Kirche. Freilich ist das kleine ursprüngliche Gotteshaus nicht mehr vorhanden, es sind von ihm aber noch einige Reste zu finden, z. B. die beiden quadratischen Mittelpfeiler aus behauenen Granitsteinen und ein Stück der Westwand. Der hohe Chor ist im 15. Jahrh. erbaut und liegt hinter