Heft 
(1912) 20
Seite
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Kleine Mitteilungen.

Erstrecken wir unsere Forschungen weiter nach Hessen, so lesen wir auf einem Bieruntersatz des bekanntenLeipziger Hof zu Fulda:

Diogenes wär nie ins Faß gekrochen,

Wenn's nicht so schön nach Bier gerochen.

Desgleichen zu Marburg:

Die Liebe, die wärmste, wird kalt,

Der Durst aber wächst mit Gewalt.

In einer Studentenstadt ist begreiflicher Weise an dergleichen Versen kein Mangel; so lesen wir an den Wänden oder auf den Bierfllzen dortselbst noch folgende Verse:

Bier klar und rein

Ist des Zechers Sonnenschein.

Man wird diese Wahrheit nicht bestreiten:

Leeres Faß und leerer Magen Will dem Zecher nicht behagen.

An einen verwandten Thüringer Spruch erinnert dieser Marburger:

Wenn die Frau zu Hause predigt,

Nimm sie mit, dann isis erledigt.

Etwas moralphilosophisch klingt dieser Vers:

Soll die Gerste gut gedeih'n,

Muß Sonnenschein und Regen sein;

So braucht der Mensch zu seinem Glück Auch ab und zu ein Mißgeschick.

Auf dem Gasthot zur Burg bei der Rhönruine Ebersberg las ich (übrigens auch anderwärts häutig in verschiedener Form):

Ein solcher Gast ist ehrenwert,

Der sein Geld mit Lust verzehrt,

Nicht Hader und Spektakel macht Und auf Zahlen ist bedacht.

Im Weinkneipzimmer der teilweise restaurierten großen Burgruine Gleiberg, die jedem ehemaligen Gießener Musensohn innig vertraut sein wird, hat man die hübsch bemalten Wände mit folgenden sinnigen Sprüchen geschmückt:

Hoch Dir, Gambrinus, Völkerfreund Und Deinem Gerstensaft,

Der Schnaps und Gicht zum Teufel jagt Und Frohsinn gibt und Kraft.

Dem Wein gibt man die Lehre:

Für den Rebstock ist ein Wässerlein gut,

Doch wird es zum Gift fürs Rebenblut.

Zwei beherzigenswerte Ratschläge finden wir dort für die Liebhaber des edlen Skats: