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Kleine Mitteilungen.
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2. S. 448 . Die resp. Redensart kenne ich in folgendem Wortlaut:
Jo — diss* Welt is to siecht:
Elias will det Tüche ne iuiehr! bez.: „diss Tttcli“
Es war das ein Ausdruck liußerst gekrankten Widerwillens, Bezugnahme auf die Bibelstelle 1. Könige 194.
„Tuch“ = Zeug, bezeichnet im neumUrkischen Dialekt alles Geringwertige, als verächtlich Betrachtete. Bisweilen „Krupzeug.“
Ich mutmaße, beim Vernehmen jener Redensart ist Ihnen, bez. dem Ihnen dieselbe Mitteilenden, ein Gehörfehler, bez. ein Sprachfehler in den Weg gekommen, vermittels dessen das schnell gesprochene Wort der Plattsprache „Tüche“ in „Ziege“ umgemodelt worden ist.
Ich erinnere an die Parallel-Sprecherscheinungen „Ersatzspiel“ = „Hasardspiel“, „Plummaus“ = „Pflaumenmus“ und ähnliches mehr.
3. S. 449 . Dasselgeräusch. Nicht „biesen“ auch nicht „bischen“ sondern „bissen“ mit möglichst scharf gezischtem (vulge „geschnurrtem“) ss Doppel = s lautet der Dialektausdruck.
Wir halbwachsenen Knaben verstanden uns trefflich darauf, dieses gefährliche Geräusch nachzuahmen und Nachbarkinder in Verwirrung zu bringen.
Der Ausdruck „Biscjmn“, mit französischem j gesprochen „bijjen“ bezeichnet im Kreise Königsberg den Wiegen = bez. Armschwenkegesang einer Frau, eines Mädchens, welches bemüht ist, einen schreienden Säugling zur Ruhe zu bringen; womöglich unter endlosem Herleiern des Singsangs über das blauweiß*) gesprenkelte kopfkissengefüllte Wickel-Stechkissen des Kindleins:
„Mit Kosen bedeckt,
Mit Nägeln (Nelken) besteckt,.
Krup (krieche) unger**) (unter) de Deck Bliew (bleibe) stille man weg.
Bijj, bijj, bijj, bi,jj,
Bijj, bijj, bijj. bijj.“
Verkehrtbäume. Neuer Beitrag zu diesem in der Brandenburgia wiederholt erörterten Thema. Herr von Normann in Calau teilte dem Märkischen Museum am 7. Juni 1897 Folgendes mit: „Auf meinem väterlichen Gut Klein-Mehsow (Kreis Calau) befanden sich vor dem Herrenhause zwei Linden. Diese Linden waren nach Angabe des damaligen Vogtes von dem früheren Besitzer des Gutes, Major von Becherer, verkehrt gepflanzt worden. Der Vogt behauptete, die Bäume seien mit den Zweigen nach unten, den Wurzeln nach oben gepflanzt worden. Die Bäume sind inzwischen entfernt worden.“ F. Fr.
*) Anmerkung. „Blau auf Weiß“ gedruckte Rosen und Nelken war ein auf dem Lande noch 1860 sehr beliebtes altes Färberei-Druckmuster.
**) alias „Schut“ d. h. 11 langl „schieße unter“, nämlich unter die Deckenhülle.