Heft 
(1912) 20
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Chronik der Schule zu Giessmamisdorf, 1 ) Kreis Luckau.

Von R. Scliarnweber.

Die ältesten Nachrichten über die Gießmannsdorfer Schule, die eine Parochialschule ist, reichen bis zum Jahre 1647 zurück. Sie sind entnommen den Yisitationsakten, weiche unterm 29. Januar 1655 gelegent­lich einer Beschwerde des Pfarrers Petrus Müllerus in Gießmannsdorf und einer gleichzeitigen Klageschrift seines Lehrers Paul Müller seitens des Offizial-Amtes des Markgrafentums Niederlausitz in Lübben angelegt worden sind und deren Benutzung die Königliche Superintendentur 2 ) freundlichst gestattet hat. Die Akten sind, weil nicht in Gießmanns­dorf aufbewahrt, dem grossen Brande entgangen, der am 25. April 1839 das Dorf einäscherte und dabei auch die Pfarrakten vernichtete. Die Kirchenbücher wurden gerettet; sie reichen bis 1662 zurück. Der Lehrer Paul Müller ist seines Handwerks nach einDrößler, ist der Sohn des verstorbenen früheren Lehrers Michael Müller und durch schriftliche Yokation am 3. August 1647 zum Lehrer berufen worden. Seine Be­schwerde und die Bemerkungen der Einwohner der beschuldigten Dörfer geben kein zu freundliches Bild von den Verhältnissen am Ende des 30jährigen Krieges und aus einer Gegend, die gerade in den letzten Kriegsjahren viel von den verschiedensten Völkern zu leiden hatte liegt doch das Dorf nur eine halbe Stunde nach Norden zu entfernt von der alten Kreis- und Hauptstadt Luckau des Markgrafentums Nieder­lausitz, die mit Brand und Pest, Belagerung und Erstürmung überreich in jenem schrecklichen Kriege bedacht worden war. In Gießmannsdorf war 1644 das Hauptquartier des Kurfürsten Johann Georg I. von Sachsen während der Belagerung der Schweden unter Reichwald in Luckau, 1645 und 1646 brandschatzten es die nach Norden durch Kursachsen ab­ziehenden Truppen aufs schrecklichste.

<) Das Dorf heißt um 1300 Gismersdorf, 1347 Gisilbrechczdorf, 1377 Ghyzel- breclitsdorf, 1406 Giesebrechsdorff, 1434 Gysebirstorf, 1502 Giesmansdorf, 1647 Giss- mannszdorff und soll im 18. Jahrhundert auch den Namen Gesundmannsdorf gehabt haben.

2 z. Z. Superintendent, Oberpfarrer und Kreisschulinspektor Cordes in Luckau.