Heft 
(1912) 20
Seite
269
Einzelbild herunterladen

Chronik der Schule zu Gießmannsdorf, Kreis Luckau.

269

kann nicht einmal bei einer zahlreichen Gesellschaft von Kindern, wenn ich sie beständig um mich habe (er informierte die Dorfjugend in Witt­mannsdorf) der gestalt mich in fortgesetzt dauernden Ansehen erhalten, daß sie mir aufs Wort folgten; und sie durch Schläge oder andere körperliche Strafen zur Folgsamkeit zu zwingen, ist mir immer das unangenehmste und widrigste Geschäft. Alles dieses habe ich jetzt aus eigner Erfahrung. Und wenn ich darüber nachdenke, so entfällt mir gleich der Muth, mich um irgend eine solche Lehrerstelle zu bewerben. Deun was soll mir ein Lehramt, wenn ich nicht Fähigkeit genug habe, demselben mit Würde und mit Ehre vor Gott und der Welt vorzustehen?

Außerdem stimmte er nach eignem Ausspruche mit dem Pastor Lipsius in der theologischen Denkungsart nicht überein. Er sehnte sich vielmehr nach einer Landwirtschaft, wollte lieber Felder bauen, Aecker kultivieren und andere ökonomische Geschäfte betreiben auf eignem Gute.

Unter den Bewerbern waren die beiden Seminaristen Bär, geh. in Buckau und Löwe, geb. in Wendisch Kalinsdorf bei Vetschau, welche vom General-Sup. in dem Seminar 1 ) zu Luckau geprüft waren, ferner die Dorfkatecheten zu Groß-Lubholz und Treppendorf, und dann die Lehrer aus Cahnsdorf, Groß-Mehßo, Seeso, Ragow, Pitschen, Schöne­walde und Paserin. Den letzteren, mit Namen Schittmar, wollte der Pastor Lipsius nicht, da er zu sehr Leineweber sei, zwei Webstühle in der Schule zu stehen habe und ein unverträglicher Mensch sei. Zur Probe vor dem Consistorium in Lübben wurden Löwe, Bär, der Lehrer in Pitschen und der von Schönewalde dorthin citiert. (Dafür mußte die Gemeinde 10 rx 19 gl. bezahlen.) Von denselben wurde Löwe gewählt, da er 1.seine Sache gut machte, 2. weil ihn der Pastor verlangte, 3. weil er des Lokals schon kundig, 4. weil ihm der Pastor Otto in Luckau ein gutes Zeugnis ausgestellt hatte. Am Sonntag Cantate 1798 legte er die Probe in der Kirche zu Gießmannsdorf ab, wobei er über die Lehre von der göttlichen Vorsehung katechisierte und vom Herrn General-Superintend. Gretsel in sein Amt eingewiesen wurde, zugleich aber auch ermahnt, die Kinder auch im Sommer zur Schule zu halten.

Am Schulhause wurden auf Grund der Neubesetzung der Stelle einige Veränderungen vorgenommen, das Schulzimmer geweißt, die Fenster verlegt und vergrößert und der Alkoven in der Wohnung ver­schlagen.

Bei der Verhandlung nach der Probe wurde wieder über den beab­sichtigten Orgelbau gesprochen. Ex in Kaule u. Paschke in Gießmanns­dorf erboten sich, dazu je 20 rx freiwillig zu zahlen. Löwe erbot sich beim öffentlichen Gottesdienste die Orgel unentgeltlich zu spielen. Unterm 19. Sept. 1798 bewilligte das Consistorium definitiv 60 rx, um die Pastor

) 1794 - 1817 ,