Kleine Mitteilungen
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legenheit bekommen an Sie zu schreiben, inmaßen der Hr. Hauptmann v. Bode den österreichischen General Berlichingen von hier nach Berlin an den Grafen v. Ilaack escortiret, der also gegenwärtiges Schreiben an Sie mitgenommen; in Eile muß ich Ihnen also berichten, daß ich jetzt mit dem ganzen Kegimente mich in Glogau befinde, und daß viels zu thun habe, wir haben anjetzo gottlob 3000 Gefangene hier, die wie Kraut und Rüben untereinander liegen, und also sehr krank, weil aber viele evangelische darunter, so muß ich öffters zu Ihnen hinein und den lieblichen Geruch mit empfinden. Die Gäste sind uns gar nicht angenehm. Wie lange wir aber hier stehen werden, weiß ich nicht gewiß zu melden. Gott gebe Frieden! Wegen der bey Trautenau erfochtenen glorreichen Victorie haben wir hier den 3. Oktober auf allergnädigsten special Befehl über die Worte des 62 Psalms und dessen 12 Verses eine Danck-Predigt halten müßen, welches ich erstlich des Sonnabends um 8 Uhr Abends erfahren, da ich erstlich über das ordentliche Evangelium studiret, nachher aber weil der Hr. Commandant mir von einer Danck-Predigt sagte, auch auf diese mich bereitete, biß endlich den Text kriegte und also die 3. Predigt machen mußte. Sie können leicht erachten, daß da von Schlaf nichts geworden, doch Gott sey gelobt, der auch hierzu Kraft gegeben. Unsere Armee ist bey der Schlacht nur 22 000 stark gewesen und nicht wie Hr. Rüdiger schreibt 35 000. Gott sey herzlich gepriesen, der auch hier uns beygestanden. Es würde uns übel gegangen seyn. Nahe bey Gl. an der sächsichen Grenze stand schon ein Corps sächsischer (Wort unleserlich), die uns sogleich würden besucht haben, und im Gebirge war es eben so angestelt, wo sie die endsetzlichen Grausamkeiten ausgeübt haben. Der Geheimde Rath Reichel und Müller welche gefangen gewesen, sollen schon wieder ausgelöset seyn. Wie groß eigentlich der Verlust beyder Armeen gewesen, kann noch nicht bestimmen weil die Liste derer noch nicht heraus ist. Gott stehe uns ferner bey. Mein lieber Freund haben sie doch die Güte und bestellen mir bey Hr. Wändeln noch ein paar Schuh und wenn sie fertig sind bitten Sie nur Madam Langnern, daß Sie selbige ohnschwer einpackt und das Geld solange auslegt, ich schicke es sogleich wieder. An das ganze werthe Langnersche Hauß meine ganz gehorsamsten Empfehlungen, ich hätte gerne auch geschrieben, aber die Zeit ist zu kurtz. Ingleichen meinen lieben Herzens Freund den Hr. Wirbitz, wie auch den Hr. Köppen, Herrn Koethen, den alten guten Freunden meine vielen Grüße, der ich übrigens in alter Aufrichtigkeit lebenslang verharre
IIochEdler Hochgelehrter Herr
Mein Insonders wohl und hochgeschätzter Freund
Dero
bereitwilligster Diener
Glogau, den 12. Oktober 1745. Michaelis.
„Schlecht und recht“ zum Beispiel sich durchs Leben schlagen heißt in das Neudeutsche übertragen, einfach, gerade und aufrecht durch das Leben gehen. Schlecht hat im Sprachgebrauch seine alte Bedeutung eingebüßt, denn ein „schlechter" Mensch ist heute ein Schimpf geworden.