Heft 
(1912) 20
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8. (6. »erörtern Versammlung des XX. Vereinsjahres.

Sonntag, den 24. September 1911.

Besuch der Rüdersdorfer Kalkberge unter Führung des Herrn

Professors Zache.

Mit wenigen Schritten erreicht man vom Bahnhof Rüdersdorf den Einflußbereich der Kalkindustrie. Denn gleich neben der Chaussee ragen die bestaubten Gebäude und Schornsteine einer großen Cemeutfabrik empor, die ihr Material z. T. von hier bezieht. Die Fabrik ist in jüngster Zeit von der Adler-Portlandcementfabrik angekauft worden. Auf der anderen Seite der Straße zieht sich ein anmutiges Tal entlang, dessen Ufer ziemlich schroff in die Höhe steigen und dessen gegenüber­liegende Kante mit einigen stattlichen Gebäuden besetzt ist, die schon durch ihr Aussehen verraten, daß sie zum Betriebe des Bergwerks gehören. Im Grunde des Tales zieht sich ein ansehnliches Wasser hin, das Mühlenfließ, das der Schiffahrt dient und nach Westen ablließt. Die Abhänge sind mit Häusern und Gärten dicht bedeckt, und diese Kolonie führt den Namen Hinter berge.

Wir folgen aber der Straße nicht, sondern betreten durch eine für gewöhnlich verschlossene Pforte die Geleise der Eisenbahn, welche den Zugang zu den Förderanlagen des Bergwerks bilden, und die uns auf einer hohen Brücke über das Tal hinweg in die Mitte des Betriebes führen. Dies ist ein ausgedehnter Platz, der von zahlreichen Eisenbahn­geleisen dicht durchzogen wird. Die Schienen führen sowohl zum Bahnhof als auch zu der Cementfabrik, und einige enden vor dem sog. Bremsberg, einer sehr zweckmäßigen Einrichtung. Sie stellt eine schiefe Ebene dar mit zwei Paar Schienen, und auf dem einen Paar rollen die gefüllten Wagen zum Tal hinab, während sie gleichzeitig auf dem anderen Paar die leeren in die Höhe ziehen. Die schiefe Ebene endet am Ufer eines Hafens neben dem Mühlenfließ, dessen Ufer dicht mit Steinhaufen besetzt sind, die auf die Verschiffung warten. Die Geleise beginnen endlich scheinbar unter einem hohen Gerüst, das mehrere große horizontal liegende eiserne Räder trägt. Es ist der

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