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8. (6. außerordentl.) Versammlung des XX: Vereinsjahrus.
Anfang für eine neue schiefe Ebene, welche die Wagen aus dem alten Tiefbau herauf- bezw. hinabfördert. Über den Rädern läuft ein Seil, das in einem benachbarten Hause endet, wo es sich auf zwei konischen Trommeln ab- bezw. aufwickelt, während es die Wagen bewegt.
Nicht weit von diesem steht ein zweites Gebäude mit der Wasserhaltungsmaschine, die dafür sorgt, daß die Brüche trocken sind. Die große Pumpe macht in der Minute 25 Hub und fördert mit jedem 1300 1 Wasser, die unterirdisch durch einen Stollen zum Mühlenfließ strömen. Zwischen beiden endlich steht das Maschinenhaus mit den Dampfkesseln. Wenn die Eisenbahnwagen auf der schiefen Ebene bergauf und bergab gehen sollen, so werden sie vorher von einem Rahmen erfaßt, der ebenfalls auf Schienen läuft, die ein wenig höher liegen und der mit dem Seil verbunden ist.
Die schiefe Ebene schneidet tief in den Kalkstein ein, und man erkennt beim Absteigen die ersten Züge vom Bau des Schichtensystems. An ihrem Fuße mündet ein kleiner Graben in eine Höhle der Wand und läßt sich hier mit den Augen ein Stück in die Felswand hinein verfolgen. Es ist der schon oben erwähnte Abzugsgraben, der unter der Pumpe endet.
Von dieser Stelle aus hat man den besten Einblick in die Lagerung des Rüdersdorfer Kalksteins. Man erkennt parallele Linien au der Längs- und Querwand, welche Bänke oder Schichten aus Kalkstein von einander trennen, ln der Längswand des Bruches laufen diese Linien parallel zum Horizont und in dem Einschnitt der schiefen Ebene sowie in den Querwänden fallen sie unter einem Winkel von 17° bis 25° zum Horizont ein und zwar nach Norden.
Der Kalkstein hat sich auf dem Grunde des Meeres gebildet und ist daher ein echtes Schichtgestein, und deshalb müssen die Bänke auch ursprünglich eine horizontale Lage gehabt haben. Bei der Erschütterung der Erdkruste in Zeiten von Erdbeben zerreißt die Erdrinde in Schollen, und diese verändern ihre Lage. Die Rüdersdorfer Scholle hat sich ein klein wenig von Süd nach Nord aufgekippt, d. h. sie hat sich schräg gestellt. Der Kalkstein ist entstanden durch Anhäufung eines Pulvers, das von zerriebenen Schnecken- und Muschelschalen herrührt. Man findet im Gestein vielfach auch ganze Gehäuse von Schnecken und Schalen von Muscheln. In der Regel aber sind beide nicht mehr erhalten, sondern man trifft nur die Ausfüllung an, den Steinkern, denn der Wohnraum des Tieres füllte sich mit dem Schlamm an, der erhärtete, während die Schale zerfiel. Jenes Meer muß dicht bevölkert gewesen sein, daher war es flach und erhielt vom Festlande her reichlich Zufuhr an Nahrungsmaterial für seine Bewohner. Diesen Umstand bestätigen auch die Zwischenlager aus Ton, wodurch die Schichtung zustande kommt. Der Ton ist natürlich ebenfalls durch die Flüsse vom Festland aus ins Meer gebracht worden. Man darf dabei auch an besondere Umstände,