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8. (0. außerordentl.) Versammlung des XX. Vereinsjahres.
unterhielten, den Kalkstein und werden ihn wohl vielfach beim Bau der ersten Kirche in der Nachbarschaft verwertet haben. Von den Mönchen erhielten einige Städte, z. B. Strausberg, Berlin und Fürstenwalde, Anteile an dem Bruch. Diese wurden den Städten auch nach der Säkularisation belassen, doch gingen sie ihnen im Laufe der späteren Zeiten verloren, und nur Berlin behielt seinen Anteil und zwar wohl allein deshalb, weil es der eifrigste Abnehmer war. In früher Zeit wird der Abbau wahrscheinlich höchst einfach, nämlich mit Brechstangen bewerkstelligt worden sein, und die Abfuhr geschah zu Wagen. Das jetzt in Gebrauch befindliche Verfahren ist aber auch schon alt. Es besteht darin, daß man den Berg unterfährt durch rechtwinklig sich kreuzende Tunnels, so daß in gewissen Abständen Pfeiler stehen bleiben. Diese werden mit den nötigen Bohrlöchern versehen und durch Sprengstoff zertrümmert, so daß sie einbrechen, wobei die darüber ruhende Wand zusammenstürzt. Bei dieser Gelegenheit zerbrechen die Steinbänke, und die Trümmer können bequem abgelesen werden. Und zwar werden im Winter die Höhlen ausgearbeitet uud im Som'mer die Sprengungen vor- genommen. Bei der Herstellung der Höhlen werden moderne Sprengstoffe benutzt, indem man zuerst mit Meißel und Hammer metertiefe Löcher in das Gestein treibt, wonach es stückweise abgesprengt wird. Man nennt das Absprengen einer ganzen Wand einen Bergsturz, und man verwendet bei dieser Gelegenheit noch das alte Schwarzpulver, weil es das ungefährlichste Material ist, wenn ein Schuß versagt hat. Ein Bergsturz verläuft in folgender Weise. Die Bergleute versorgen zunächst jedes Loch mit Pulver und Zündschnur, darauf zündet ein Mann zwei benachbarte Zündschnüre an und zwar alle Leute zu gleicher Zeit auf ein Kommando. Nun wandern sie von der Wand weg und begeben sich hinter Schuppen oder Vorsprüngen der Bergwand in Sicherheit. Wenn auch der letzte schon lange verschwunden ist, vergeht noch viel Zeit, bis der erste Schuß losgeht. Darauf aber folgt Schlag auf Schlag wie bei einem Geschützfeuer und dabei fliegen aus der Wand Gesteinsstücke in hohem Bogen weit hinaus. Endlich löst sich die Wand oben ein Stückchen ab und stürzt mit mächtigem Krach in sich zusammen, wobei sie sich natürlich in dichten Dampf hüllt. Auch nachdem der Trümmerhaufen sich gesetzt hat, ertönen noch ab und zu Schüsse, und von der neuen Wandfläche stürzen endlich noch Trümmer nach. Es wird bei jedem Bergsturz eine Bi’eite 10—12 m zu Fall gebracht, so daß an ein und derselben Stelle in einem Jahr nur ein Bergsturz veranstaltet wird.
Die Verwertung der Trümmer richtet sich nach der Größe und der chemischen und physikalischen Beschaffenheit. Die größten und festesten eignen sich zu Steinmetzarbeiten und zu Bausteinen, und die übrigen werden in die Kalköfen und Cementfabriken geschafft.