Heft 
(1912) 20
Seite
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8. (0. außerordentliche) Versammlung des XX. VereinsjahreR.

An flieset- Stelle läßt sich mm schon eine sehr schöne Beobachtung machen, die zusammenhängt mit der Vergletscherung der Norddeutschen Tiefebene. Die schräggestellten Schichten des Röt reichen nicht bis zur Erdoberfläche, sondern werden zwei Meter darunter von einer horizontalen Linie abgeschnitten. Sie ist der Durchschnitt einer Ebene, welche die subglazialen Schmelzwässer gegen Ende der Abschmelzperiode hier erzeugten, als sie sich ihren Weg zum Meere bahnten. Die Schtnelzwässer sind unter dem Eise dahingetlosseu, weil sich über der Ebene Geschiebe­lehm findet, der sich erst aus dem Eise niederschlug.

Von der Kreuzbrücke aus hat man den schönsten Blick hinab in den Tiefbau, und als der Steinbruchsbetrieb sich erst bis zur obersten Sohle hinab erstreckte, sprach man hier vom Geinitz- und Redenbruch. Hat man nach Westen in den Tiefbau einen sehr imposanten Blick, so ändert sich das, wenn man auf die andere Seite der Brücke geht und nach Osten schaut. Hier blickt man in den Alvenslebenbruch, der noch in Höhe der obersten Sohle liegt, und hier kann man auch die Rinne des alten Kanals noch sehen, der unter der Brücke hindurch zum Redentunnel führte.

Im Alvenslebenbruch wandert man auf einem bequemen Pfade neben der nördlichen Steilwand 2 km weit nach Osten ehe man das Ende er­reicht. An der Steilwaud treten an mehreren Stellen senkrechte Risse auf, die zeigen, daß die Kalksteinscholle bei den Krustenbewegungen in Stücke zerspalten wurde. Auf den Rissen sickert das Wasser hinab und löst den Kalkstein auf, so daß oft Höhlen entstehen, die dann wieder mit Neubildungen aller Art ausgefüllt sind. Die Kante oben ist mit dichtem Buschwerk bewachsen, in dem im Herbst der Sanddorn mit seinen gelben Beeren besonders auffällt. Die gegenüberliegende Wand, die eine sanfte Böschung besitzt, ist mit Bäumen und Sträuchern bestanden.

Als der Redentunnel gesperrt war, hatte man für den Kanal einen Ausweg nach Norden zum Kriensee und dem Mühlenfließ durch die nördliche Wand hergestellt. Aber auch dieser Durchgang ist seit einigen Jahren gesperrt, und jetzt ist der Kanal, soweit er noch er­kennbar ist, trocken.

Der Einschnitt befindet sich ungefähr in der Mitte der nördlichen Wand und vor ihm hat man einen neuen Tiefbau eröffnet, der eben­falls schon 30 m hinabgeht und eine bedeutende Ausdehnung erreicht hat. Er steht durch eine lange schiefe Ebene mit der Oberfläche in Verbindung.

Zwischen diesem Einschnitt und dem Ende des Alvenslebenbruclies hat man an der Nordwand einen kleinen Vorsprung aufgespart, zu dem man auf einer Treppe hinanfgelangt. Hier steht man vor einem Gletschertopf von 1 3 m Durchmesser und 1 m Tiefe, der leider mehr