8. (6. außerordentl.) Versammlung des XX. Vereinsjahres.
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und mehr dein Verfall eutgegengeht, weil durch die Verwitterung beständig Gesteinsstücke abgesprengt werden, so daß sein Rand nur noch an wenigen Stellen die ursprüngliche Abschleifung zeigt. Er ist der Letzte von einer größeren Anzahl, die sich, als der Abbau bis hierher vorgeschritten war, quer über der Kalksteinfläche vorfanden. In ihrer Nachbarschaft stieß man um jene Zeit, es war gegen das Ende des vorigen Jahrhunderts, auf eine Kluft von 10 m Tiefe und 3 m Breite, welche, mit Sand und Geröll angefüllt, sich auch quer durch den Kalkstein ein ziemliches Stück weit hinzog. Östlich von dieser Stelle fanden sich keine Gletschertöpfe mehr, dafür aber begann die Oberfläche des Kalksteins sich zu senken, sodaß das Diluvium immer mächtiger wurde, bis es heute am Ende des Bruches eine Mächtigkeit von 10 m erreicht, weshalb der Abbau aufgegeben wurde.
Wenn man beide Erscheinungen, die Kluft mit den Gletschertöpfen auf der einen Seite und das Abfallen der Oberfläche auf der anderen, miteinander in Beziehung bringt, so muß man sich sagen, daß erst durch das Absinken der Scholle nach Osten im Eise die Spalten hervorgerufen wurden, auf welchen die Schmelzwässer in die Tiefe stürzten, um dort die Gletschertöpfe auszuhöhlen und die Spalte zu erweitern. Ich bin zu dieser Ansicht gekommen, weil ich die Krustenbewegung gegen den Schluß der Abschmelzperiode verlege, wie sich dies aus vielen anderen Beobachtungen für mich ergibt.
Zu den Gletschererscheinungen des Küdersdorfer Muschelkalkes gehören auch die Gletscherschliffe. Leider sind von ihnen nur noch sehr dürftige Überreste vorhanden und zwar auf dem schmalen Streifen vor der diluvialen Decke am Ostende des Alvenslebenbruches. Auch über die Entstehung dieser Gletscherschliffe habe ich mir eine besondere Ansicht gebildet. Aus der oben angegebenen Zeit ist mir noch in der Erinnerung, daß man hier nicht von einer Rundhöckerbildung sprechen konnte, weil die Schichtköpfe des Muschelkalkes fast überall treppenförmig hervortraten, so daß nur wenige einzelne Flächen von größerer Ausdehnung vorhanden waren. Ich möchte deshalb annehmen, daß auch die Gletscherschrammen erst bei dem Abbruch und dem Absinken der Scholle nach Osten entstanden sind, wobei das hangende Eis darauf entlang glitt, woraus sich die Richtung der Schrammen in West-Ost erklärt. Die abweichenden Schrammen sind aber zur selben Zeit entstanden, indem einzelne Steine des Eises durch die Hemmungen der Oberfläche eine abweichende Richtung erhielten. Die Politur der Kalksteinfläche ist dagegen schon vor der Krustenbewegung durch die flutenden Schmelzwässer mit ihrem Sand hervorgebracht worden.
Auf dem schmalen Streifen lassen sich nur noch einige bescheidene Beobachtungen machen. Er bildet keine glatte Fläche, sondern es finden sich merkliche Hervorragungen. Eine solche ist z. B. über 20 cm hoch