9. (3. nrdentl.) Versammlung des XX. Vereinsjahres.
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Art der Verbreitung des Interesses für die Heimatkunde unserer Provinz Brandenburg, die hoffentlich noch weiter, wenn auch nicht von uns, Nachahmung i. J. 1912 linden wird.
Hinter diesem ideellen Erfolg, der für alle Zeiten ein wissenschaftliches wie ethisches Ruhmesblatt in der Geschichte unserer Brandenburgs bilden wird, sind, wie Ihnen ja allen schon bekannt, leider die materiellen Erfolge zurückgeblieben. Die auf die Erfahrungen des von der Gesellschaft für Heimatkunde zu Eberswalde 1910 aufgeführten Freilichtbühnenstücks in Kloster Chorin begründeten diesseitigen Voranschläge und Erwaruuigen, die von den verschiedensten Seiten innerhalb 'unserer Brandenburgs geprüft, geteilt und nach sachverständiger Schätzung für gut befunden wurden, haben sich bedauerlicherweise nicht bewährt uud es bleibt noch ein nicht unbeträchtliches Defizit zu decken, über dessen Beseitigung noch beraten werden wird.
Als Gründe des pekuniären Mißerfolges sind hervorzuheben, daß infolge polizeilicher Anforderungen die Anschläge für die äußere und innere Ausstattung der Baulichkeiten erheblich überschritten werden mußten, sonst wäre die Spielerlaubnis nicht erteilt worden. Ferner trotz der sehr, sehr hohen Kosten der Reklame an den Säulen und in den Zeitungen, der Prospektversendungeu etc. hat es unerwartet lange gedauert, ehe die Bevölkerung Groß-Berlins genügend Kenntnis erhielt. Dabei ist durch zahllose kleine und große Zeitungsartikel vorgearbeitet und nachgeholfen worden. — Das Wetter zeichnete sich bei fast allen Vorstellungen zwar durch Trockenheit aus, aber vielfach war die Hitze und der infolgedessen nicht zu bändigende Staub dem Besuch sehr abträglich. Zwischen 22 und 26 Grad Röaumur im Schatten in den Stunden von 2 bis 5 Uhr waren nicht selten. Da scheuten die Besucher den Weg. Dieser Weg wurde auch vielfach sonderbarerweise für zu kostspielig befunden, obwohl er über Spandau per Bahn nur 30 Pf.,und vom Knie ab im Auto nur 40 Pf kostet, wohingegen die Fahrt 3. Klasse nach Chorin 3 Mark erforderte. Unter diesen Umständen ist es für unser Festspielunternehmen ein schwerer nicht gutzumachender Schlag gewesen, daß die zum 1. Juni verheißene Eröffnung der Haltestelle Pichelsberg der Linie Stadtbahn-Spandau, infolge angeblich von Streiks sich bis zum 4. September verzögerte d. h. ausgerechnet bis einen Tag nach unserer letzten Aufführung.
Der Besuch steigerte sich seit Schluß der großen Ferien befriedigend, aber da schaffte die tägliche Mehreinnahme nicht mehr genügend. Die Einzelheiten der Verwaltungskosten, überhaupt der Finanzgebahrungen werden vom Ausschuß gewissenhaft geprüft und die Ergebnisse dem Plenum unterbreitet werden. Selbstredend werden darüber noch Wochen vergehen.