Heft 
(1912) 20
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9. (8. ordentl.) Versammlung des XX. Vereinsjalires.

möglichst instruktiv zur Anschauung in gleichzeitig belehrender und unterhaltender Weise gebracht werden.

Bei dem überaus geringen Etat des Märkischen Museums und dem geringen Beamtenpersonal erschien es selbstverständlich, damals ganz unmöglich, die Freiland-Museumsabteilung unmittelbar unter die Ver­waltung des Märkischen Museums zu stellen. Dazu dachte ich mir viel­mehr, und denke mir noch jetzt, die städtische Park- und Garten­deputation geeignet, die über viel größere Mittel und ein botanisch ge­schultes Personal verfügt, und deren Vorsitzender ich Jahre hindurch gewesen bin.

Zur Darstellung der freien heimatlichen Natur ist mir mit bereit­willigster Unterstützung der städtischen Behörden folgendes gelungen. Auf dem Gebiete der Erdkunde die Errichtung der Geologischen Wand im Humboldthain, welche die Entstehung und Schichtung unserer heimat­lichen Gebirgsformationen darstellt. Als Vorbild nahm ich mir die Geologische Wand im landwirtschaftlichen Institut der Universität Halle, die Ausführung ist dem unermüdlichen Fleiß des Professors Dr. Zache vorzüglich gelungen. Ferner eben daselbst eine Sammlung großartiger nordischer Geschiebe als Zeugen der Vergletscherung unserer Heimat. Hierfür fand ich Verständnis und hingebenden Eifer bei dem ver­storbenen Gartendirektor Mächtig. Ihm zu verdanken im Humboldthain ist das einer natürlichen Geschiebewand ähnelnde Humboldt-Denkmal mit dem sagenumwobenen kleinen Teufelsstein von Prenden. Auch sonst sind in diesem Park und im Viktoria-Park, der glänzendsten Schöpfung Mächtigs, sowie im Treptower Park eine Menge erratischer Blöcke zur Verschönerung und Belehrung ausgestellt, meist an Ort nnd Stelle ans­gegraben.

Die Pflanzenwelt ist im Humboldthain nach Zonen geographisch zur Darstellung gebracht, und auf meine Bitte in der Deutschen Ab­teilung auch ganz besondeis die Charakterpflanzenwelt der Provinz Brandenburg, also die heimatkundliche Seite, berücksichtigt.

Was die heimatliche Tierwelt, als Teil des Märkischen Freiland- Museums betrifft, so sind vorerst nur Ansätze und Voranläufe dazu vorhanden. Aus der Erfahrung wußte ich, wie falsch und kümmerlich die Vorstellungen der Kinder, aber auch der Erwachsenen hinsichtlich unserer Lurche (Amphibien) und Kriechtiere (Reptilien) sind. Während diese Tiere von der giftigen Kreuzotter abgesehen, nicht bloß harmlos, sondern sogar recht nützlich im Haushalt der Natur sind, werden sie vielfach mit Mißtrauen betrachtet, gefürchtet und grausam verfolgt. Ich nahm mir in dieser Beziehung ein sehr lehrreiches Vivarium in Leipzig zum Vorbild, das ich mit dem Stadtverordneten Weiß besuchte. So ist das Vivarium im Humboldthain entstanden, das in seinem Wasserbecken Schildkröten und Fische sowie Wassersalamander enthält, während in