Heft 
(1912) 20
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9. (3. ordeutl.) Versammlung des XX. Vereinsjahres.

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dem sehr geräumigen Felsen darüber allerhand Schlangen, Blindschleichen uud Eidechsen ihren Unterschlupf haben. In die Zeit der Einrichtung dieses Freiland-Aquariums fällt auch die Besetzung der Teiche im Treptower Park mit Karpfen und Schwänen Auch in den übrigen städtischen Parks, z. B. im Friedrichshain, wurden Versuche mit der Eingewöhnung von Enten und Gänsen gemacht, während ich als Vor­sitzender des Bestattungskuratoriums besonders die anmutige und nütz­liche Vogelwelt auf den Friedhöfen ins Auge faßte, so daß es den Be­mühungen der Beamten u. a. gelang, im Städtischen Friedhofe zu Friedrichsfelde Nachtigallen mit Erfolg einzubürgern.

Aber das sind nur, wie angedeutet, Anfänge zu einem märkischen zoologischen Freiland-Museum, auch in viel bescheidenerem Umfange als in Skansen. Ginge es nach meinem Gründungsplan, so würden in irgendeinem städtischen Park von den Säugetieren und Vögeln, den noch jetzt bei uns lebenden bezw. den, wenn auch inzwischen ver­drängten, aber in der Volkserinnerung deutlich fortlebenden Arten, ge­eignete Exemplare in geräumigen Gehegen oder Gebauern gepflegt und gezeigt.

Ich denke an uusern Edelhirsch, Damhirsch und das Reh, an Grimmbart, den Dachs, an Meister Reineke, an Isegrimm, an unser Wappentier, den Bär. Auch Wildkatze und Luchs dürften nicht fehlen, desgleichen die Marderarten, Iltis, Hermelin, Frettchen und anderes Raubzeug. Von den Vögeln die großen Raubvögel, die Eulen, die Krähen- uud Rabenarten, die Gänse, Enten, Schwäne, die Stelzvögel, Kraniche, schwarzer Storch usw.

Was die Unterbringung anlangt, so ist der Humboldthain und Viktoria-Park gut hierzu zu brauchen, Insbesondere aber der neue Schillerpark, weil dieser noch in der Entstehung und Ausgestaltung be­griffen ist. Hier ließen sich unsere schönsten und interessantesten Tiere der Heimat bequem und anschaulich unterbringen. Alles dies wäre eine Wohltat für jung und alt der Bevölkerung, insbesondere der abge­legeneren Stadtbezirke im Wedding und Gesundbrunnen. Man wird diesFreiland-Museum, das sich au das tote Material der ausgestopften oder sonst präparierten Tiere, wie augedeutet, der Abteilung A (Natur­geschichte) unmittelbar wissenschaftlich und gemeinnützig anlehnt, selbstverständlich nicht etwa als eine Konkurrenz zum Zoologischen Garten ausehen, der ganz andern, universellen Aufgaben gerecht wird, und dem allerdings ein Tierpark Hagenbecks, wie in Stellingen, bei uns eine überaus schwere Konkurrenz bereiten würde. Bei dem Entgegen­kommen und der Umsicht der Verwaltung unseresZoo , ließe sich alles das, was ich angestrebt habe und noch jetzt vorschlage, mit deren Unterstützung ausführen. Auch mein besonderer Wunsch: im Köllnischen Park, unmittelbar neben dem Märkischen Museum, wenigstens einige

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