Heft 
(1912) 20
Seite
299
Einzelbild herunterladen

9. (3. ordenti.) Versammlung des XX. Vereinsjahres.

299

Verwalter des Müucheberger Museums und Schriftwart des Vereins, dein unermüdlichen, kenntnisreichen Herrn Lehrer Mirow, der die Brandenburgia in Müncheberg unlängst so freundlich führte, ist es zu verdanken, daß diese Sitzungsberichte, von denen ich Heft 1 vorlege, alsNeue Folge der Veröffentlichungen erscheinen.

XVIII. Die berühmte Stadtstelle im Blumenthal, Kreis Ober- Barnim in Gefahr. Unter dieser Spitzmarke veröffentlichte der Berliner Lokal-Anzeiger vom 10. Juni 1911 folgendes.Eine der interessantesten Stellen in der Mark Brandenburg, die Stadtstelle im Bluinental bei Strausberg geht ihrer völligen Vernichtung entgegen, wenn nicht schleunigst von den für Denkmals- und Heimatschutz tätigen Kreisen ein Veto dagegen erhoben wird. Die Stadtstelle ist bisher noch nicht einmal gründlich erforscht worden. Man weiß nicht, ob der Trümmer­haufen, der hier zwischen Wald und Feld vergraben liegt, wirklich eine alte Stadt, ein Dorf oder eine prähistorische Siedlung war. Nach dem Landbuch Kaiser Karls IV. existiert im Jalme 1375 allerdings hier ein Ort Blumenthal, es ist aber unbekannt, wann er gegründet und wann erwüst geworden ist. Klöden gibt an, daß er im Kriege der Mark mit den Quitzows und den Pommern zerstört worden sei (1402), und daß die Einwohner nach Wriezeu und Strausberg geflüchtet wären. Im Jahre 1459 wird Blumenthal aber noch als Pfarrort genannt (branden- burgische Stiftsmatrikel.) Trotz dieser Angaben ist man sich in den Kreisen der Forscher noch nie einig gewesen, was es mit der Stadtstelle für eine Bewandtnis hatte. Klöden tritt an einer anderen Stelle dafür ein, daß hier auch ein Begräbnisplatz gewesen sein soll. Auch Beckmann schließt sich dieser Annahme au. Friedei hält die Stelle für die Ueber- reste einer Burg. Andere haben sogar vermutet, daß hier einst das sagenhafte Rhetra der Wenden stand. Im 17. Jahrhundert fand der Bürgermeister Chrüvel aus Kremmen hier, nach Beckmann, noch die wohlerhaltenen Überreste einer Stadt mit über mannshoch emporragenden Mauern, vier Toren, einer Hauptstraße und sechs Quergassen; davon war schon seit langem nichts mehr zu sehen. Der Pflug ist über die Stadtstelle gegangen, immerhin aber lag doch noch der sogenannte Merkstein da, es wurde derBrunnen gezeigt, man sah auch noch einzelne Mauerreste. Jetzt ist seltsamerweise der Merkstein zum Teil aus der Erde herausgegraben, und die anderen Steinreste werden, wie Die Mark berichtet und wie man sich überzeugen kann, zu kleinen Gemarkungssteinen verhauen: vielleicht kommt der Merkstein auch

noch hierzu an die Reihe. Gibt es wirklich keine Mittel und Wege, diesem Vandalismus entgegenzutreten, bevor es zu spät ist? Die Mark hat der historisch merkwürdigen Plätze nicht gerade so überflüssig viele, daß man sie ohne weiteres zerstören kann.