Heft 
(1912) 20
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9. (3. ordenti.) Versammlung des XX. Vereinsjahres.

Infolge dieser Nachricht gingen Entrüstungsrufe vielfach durch die Zeitungen und ich hielt mich als Vorsitzender der Brandenburgia, die sich auch die Pflege der nationalen Denkmäler zur Aufgabe stellt, deshalb für verpflichtet, Herrn Provinzial-Konservator Goecke auf die Sache vom 14. Juni d. J. aufmerksam zu machen. Am 24. teilte mir Herr Göcke liebenswürdigerweise eine Antwort der Besitzerin F. Frei­frau von Eckardstein auf Prötzel vom 19. Juni mit: Die beunruhigende Zeitungsnachricht über Zerstörung der Stadtstelle im Blumenthal ist von gewissenlosen Zeitungsschreibern in die Welt gesetzt, um Sensation zu erregen. Es ist kein Wort davon wahr. An dem Marktstein hat mein jüngster Sohn, um zu sehen, wie tief er in die Erde geht, ein 1 m tiefes Loch gegraben, da erlahmten seine Kräfte. Die Zerstörung der übrigen Stadtstelle besteht darin, daß auf dem ganzen Felde circa 500 Morgen bei tieferer Ackerung Steine herausgebracht worden sind circa 400 m, die gesprengt und am Rande aufgesetzt sind, sodaß man denken könnte, eine Stadtmauer wäre gesprengt. Wenn Sie Aus­grabungen unternehmen wollen, so habe ich nichts dagegen.

Zur Belehrung heimatfreundlicher Kreise erschien demnächst am 30. August auf meine Veranlassung folgende Mitteilung im B. L. A.:

Die Stadtstelle imBlumental. Die berühmte Stadtstelle in dem Der Blumental genannten Walde ist vor kurzem in den Zeitungen besprochen und dabei behauptet worden, daß sie aus Unkenntnis dem Untergange gewidmet werde. Dies gab der Regierung Veranlassung, den Provinzial-Konservator mit der Untersuchung unter Zuziehung des Oberbarnimer Landratsamts zu betrauen; auch hatte Geheimrat Friedei, aus dessen Feder die ausführlichste Beschreibung der Oertlichkeit, wie sie i. Jahre 1871 lag, herrührt, eine Einladung erhalten. Von vornherein mag bemerkt werden, daß die Gutsherrschaft von Prötzel, welche der Blumental gehört, weit entfernt, die letzten Reste der Stadtstelle zu zerstören, gerade umgekehrt zu deren Untersuchung im konservatorischen Interesse zuvorkommend die Hand geboten hat. Um das Ergebnis gleich zusammenzufassen: der sagenumsponnene Marktstein, für den ein Unternehmer bereits vor 50 Jahren 1200 M. geboten hatte, liegt noch unversehrt da. Weil er etwa 3 m tief im Boden steckt, ist eine Aus­grabung auch nicht leicht. Zwischen dem trockenen Mauerwerk der Stadtstelle ist allerdings unter dem regellos herumliegenden Steinblock­material, aber nicht zum Schaden des Gesamteindrucks, aufgeräumt worden. Dabei ist zu bedenken, daß die Stadtstelle seit Jahrhunderten beackert worden und jetzt in der steinreichen Gegend beim Tiefpflügen eine Menge natürlicher Geschiebe zutage getreten ist, die beseitigt werden mußte.

Das Geheimnis der Stadtstelle und des Blumental ist auch jetzt noch nicht gelöst. Man muß nach Friedei zweierlei unterscheiden.