Heft 
(1912) 20
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9. (3 ordentl.) Versammlung des XX. Vereinsjahres.

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Eia Dorf Blamental and die Stadtstelle. Ersteres wird noch im Land­buch Karls IV. von 1375 als ein unbedeutender Ort erwähnt und ist nebst anderen benannten Dörfern in den Kriegen und Raubzügen des 15. Jahrhunderts eingegangen. Einen ganz anderen Charakter hat das Städtchen auf der Stadtstelle. Dieses Städtchen hat keinen Namen mehr. Die Funde daselbst reichen bis in die heidnische Zeit zurück, sogar drei Hünengräber haben in dem Areal gelegen. Der Chronist der Mark Bekmann schreibt 1751, im Walde Blumental befinde sich ein Nachlaß von Mauerwerk in einem solchen Umfang, daß man noch gewisse Abteilungen und Straßen, mithin den Ueberrest eines Städtleins, wahrnehmen könne. Die südliche Seite hält 190 Ruten, die nördliche 160, die westliche 80, die östliche 60. Man bemerkte dabei vier Tore, eine Hauptstraße, welche den Weg nach Strausberg hält, und sechs Quergassen; außerdem noch verschiedene Gruben als Überreste von Kellern und Brunnen und vier ummauerte Plätze, vermutlich die Über­reste von einer Kirche, Rathaus, Schloß, Keller oder dergleichen.

Im Jahre 1871 stellte Friedei Reste der vermutlichen Kirche fest: Findlingsblöcke mit eisenfest gewordenem Mörtelverband. Auch die Stelle der Schmiede wurde damals ermittelt, kenntlich an großen Mengen von Eisenschlacken. Ein verschütteter Brunnen gab nach Aufräumung reichlich Wasser. Die Töpferware deutet auf das 11. bis 13. Jahrhundert, doch wurden auch eigentliche germanische Urnenscheiben gefunden, vielleicht aus den drei Hünengräbern stammend, die inzwischen anscheinend ausgeraubt waren. Eisengerät, namentlich Pfeil- und Bolzen­spitzen, sollen in und bei der Stadtstelle öfters gefunden sein, was auf Kämpfe deuten würde. Die eigentlichen Mauerreste fand auch Friedei nur aus Blöcken in Lehmverband ohne Mörtel bestehend. Was daran alt, was spätere Zutat, wird sich jetzt nicht mehr unterscheiden lassen, denn in steinreichen Gegenden, wie gerade im Oberbarnim, ist es häufig Sitte, um die Kulturen zu erleichtern, an den Feldrainen die Blöcke in langen Reihen aufzuhäufen, die gerade wie Mauern aussehen und häufig auch als solche dienen. Von allen Beschreibungen ist die von Theodor Fontane die romantischste; er glaubt unbedingt an eine untergegangene Stadt, über deren Ausdehnung man sich vom Marktstein orientieren könne. Der Stein zeigte früher eine menschliche Fußtapfe und einen Pferdefuß eingemeißelt, war also ein Opferstein aus ger­manischer Zeit. Ein Hirt fand auf ihm jeden Morgen eine Silbermünze. Seine Frau, die sich aber über das blanke Geld wunderte, quälte ihren Mann so lange, bis er ihr die Herkunft unter dem Siegel strengster Verschwiegenheit anvertraute. Am nächsten Morgen fand der Hirt keinen Silberling, wohl aber hing seine beste Kuh am Geäste einer Eiche neben dem Opferstein.Wie in Teufels Namen kommst du dahin? sagte der entsetzte Hirt. Sogleich fiel die Kuh herab und