9. (3. ordentl.) Versammlung des XX. Vereinsjahres.
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Nach «eines Vater« Tod übernimmt er als gereifter Mann die Alleinverwaltung der Mark. Zuuächst werden seine Beziehungen zu Kaiser und Reich jetzt lebhafter, er hat als Markgraf Reichspflichten zu erfüllen, denen bislang sein Vater vorwiegend gelebt hatte. Ein vorübergehendes Zerwürfnis mit dem Kaiser wird beigelegt, Nachdem aber Kaiser Friedrich J. 1174 auf Jahre nach Italien gezogen ist, geht Otto wieder ganz in seiner Tätigkeit als Markgraf auf. Zur Zeit des Friedenskongresses von Venedig, 1177, macht er zusammen mit Heinrich dein Löwen einen Feldzug nach Pommern. Im nächsten Jahre begann der Prozeß gegen Heinrich, der mit seinem Sturz endigte. Otto hat sich schließlich den Gegnern des Herzogs zugesellt, vielleicht mit bewogen durch Maßregeln Heinrichs, die vom Standpunkt deutscher Grenz- iuteressen unbedingt zu verwerfen waren. Ma.ikgraf Otto hoffte wohl auch, daß ihm beim Zusammenbruch von Heinrichs Machtstellung die Oberhoheit über Pommern zufallen würde, zumal er eben jetzt, 1180, einen glänzenden Sieg über die Poinmernkerzöge errang. Dennoch hat Kaiser Friedrich im Jahre 1181 Pommern zum reichsunmittelbaren Herzogtum erhoben, um von vornherein ein zu starkes Anwachsen der Mark Brandenburg zu verhüten.
Für die Kultur der Mark sorgte Otto besonders durch Gründung des Zisterzienserklosters Lehnin und des Benediktinerinnenklosters Arend- see. 'Er ist am 7. März 1184 gestorben und in Lehnin begraben, inmitten der Zauche, die ihn seit seiner Taufe mit dem Kolonialland verknüpft hatte. Otto ist der erste deutsche Fürst, der wirklich heimisch geworden ist in der Slawenwelt des Ilavellaudes.
XXII. Herr Professor Krabbo sprach ferner in der Sitzung desselben Vereins vom 14. Juni d. J. über die Söhne Markgraf Ottos I. von Brandenburg, Markgraf Otto II., Graf Heinrich von Gardelegen und Markgraf Albrecht II. Der letzte entstammt der zweiten Ehe des Vaters und hat zu seinen älteren Stiefbrüdern lange Zeit in schlechtem Verhältnis gestanden, da jene das Erbrecht des Jüngsten nicht anerkennen wollten. Erst nachdem Graf Heinrich von Gardelegen, der fromme Begründer der Stendaler Nikolaikirche, 1192 kinderlos gestorben war, hat Markgraf Otto, dem seine Gattin Ada, eine geborene Gräfin von Holland, ebenfalls keine Nachkommenschaft schenkte, sich mit dem Stiefbruder ausgesöhnt und ihn als seinen Erben bezeichnet. Die rätselhafte Auftragung der askanischen Allodien an das Erzstift Magdeburg, die Otto II. und Albrecht 1196 Vornahmen, wurde zu deuten gesucht als vielleicht im Zusammenhang stehend mit dem Plan des verstorbenen Grafen Heinrich von Gardelegen, ein Bistum in Stendal zu gründen.
Markgraf Otto II. nahm eine kräftige Expansionspolitik auf; als Vorkämpfer der Deutschen gegen die wachsende Macht Dänemarks rückte er, allerdings nur in beschränktem Maße, in Nordost-Deutsch-