Heft 
(1912) 20
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9. 10. (7. außerordentl.) Versammlung d. XX. Vereiiissjalires

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zu Lindenberg, Kreis Nieder-Barnim, aufgedeckt wurde, unter Vorlegung von 2 Photographien wie folgt: Dargestellt war Das jüngste Gericht. Darauf deutet die am besten sichtbare Figur der Engel links oben mit der Posaune. Auch die sitzende Hauptgestalt steht damit im Einklang; es ist Christus als Weltrichter. Der Regenbogen ist gleich­falls nicht zu verkennen. Die Zeit, in die die Malerei zu setzen ist, dürfte der Anfang des 16. Jahrhunderts sein. Sie wird zunächst durch den Schriftcharakter der Spruchbänder bestimmt; aber auch die sehr faltenreiche, flott behandelte Gewandung, ferner die schon sehr freie Haltung des schwebenden Engels lassen an das Ende der Gotik denken. Literarische Nachforschungen, die ich angestellt habe, führten zu einer schlagenden Parallele: Die Kirche in Riedebeck bei Luckau weist eben­falls Reste alter Wandmalereien auf. Sie stellen unzweifelhaftDas jüngste Gericht dar. Die Anordnung der Figuren ist ähnlich, auch sie sind spätgotisch; der Regenbogen ist genau so behandelt. An einem der nächsten Tage wird im Aufträge des Kultusministers Geheimrat Blunck das Gemälde besichtigen und entscheiden, ob es erhalten werden soll oder nicht.

XXXV. Herr Dr. Max Osborn hielt darauf den von ihm ange­kündigten Vortrag über die Künstlerfamilie Begas. Die von Licht­bildern unterstützten Mitteilungen wurden mit lebhaftem Beifall be­grüßt. (Der Vors, macht, auf Wunsch, darauf aufmerksam, daß nach Mitteilung des ihm befreundet gewesenen Malers und Kupferstechers Adalbert Begas, der Ton in dem WortBegas auf der Endsilbe ruht. Die Familie hat sich früher auchBegasse geschrieben.)

Schließlich Zusammenkunft im Hofbräu, Potsdamerstraße 127.

Sonnabend, den 21. Oktober 1911.

Wanderfahrt nach Marienfelde. Besichtigung der Orchideen- Kulturen von Otto Beyrodt.

Eine stattliche Anzahl von Teilnehmern trafen auf dem kleinen Vorortbahnhof Marienfelde ein und wanderten zu der großen Gärtnerei, wo sie von Herrn Beyrodt in Empfang genommen wurden. Der großen Teilnehmerzahl wegen wurde die Gesellschaft in mehrere Gruppen ge­teilt, so daß sich an der Führung neben dem Besitzer noch der Herr Obergärtner Sode und die Herren Voß und Kaufmann beteiligten.

Die Anlage nimmt einen Raum vom 7500 qm ein, und es sind immer mehrere Gewächshäuser zu einer Gruppe vereinigt, um eine be-