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10. (7. außerordentl.) Versammlung des XX. Vereinsjahres.
stimmte Anzahl von Individiuen einer Art aufzunehmen. So enthält eine solche Gruppe 4500 Stück von Dendrobium und eine andere 15000 Stück Cattleven. Es wird z. B. so eingerichtet, daß die ersteren um Weihnachten blühen. Ebenso waren 12000 Stück der Gattung Vanda aufgestellt, die zwischen Neujahr und April in Blüte stehen sollen. Die hier aufgestellten Orchideen sind Bewohner der Tropen von Asien und Amerika. Sie verlangen eine große Wärme und einige außerdem eine ganz bestimmte Beleuchtung, weil sie Bewohner der Urwälder sind. Viele von ihnen brauchen keine Erde zur Ernährung, weil ihnen die Luft und die Feuchtigkeit genügen. Es wurden uns einige Exemplare gezeigt, die noch an den abgeschnittenen Baumästen ihrer Heimat sitzen. Die Wurzelstöcke der Pflanzen werden direkt von Gärtnern herübergebracht, w r eil die Aufzucht aus Samen sich sehr schwierig gestaltet. Solche wird nur angewandt, wenn es sich um künstliche Kreuzungen handelt. Es wurde uns ein Häufchen staubfeinen hellgelben Samens gezeigt. Die Körner gehen so schlecht auf, daß auf 2000 Stück erst eine Pflanze kommt, und diese entwickelt sich wieder sehr langsam, so daß erst nach 6 Monaten eine Spur von einem Blatt zu erkennen ist und erst nach 6 Jahren die erste Blüte zu erwarten ist. Der Preis der marktfähigen Ware schwankt zwischen 4 und 30 Mark, doch werden auch 10000 und 15000 Mark bezahlt. Zu den beliebtesten gehören die Cattleyen mit den großen rosenroten Blüten, ferner mehrere Arten vou Cypripedium, mit einem großen kammartigen Blütenblatt. Von ihr sind durch Kunst besonders viele Kreuzungen erzeugt worden. Im Gegensatz zu diesen großblumigen stehen mehrere kleinblütige, aber in reichen Trauben blühende wie die gelben Phalaeopensisarten. Die Luftorchideen werden in Töpfen gehalten, die mit Sumpfmoos und Farnkrautwurzeln gefüllt sind. Endlich wurden wir noch auf eine Sammlung japanischer Zwergbäume aufmerksam gemacht, z. B. auf die winzigen Lebensbäumchen nnd Wachholder. Es werden auch von der Gärtnerei kleine Zimmerwannhäuser für den Verkauf gebaut und ausgestattet, wie ein sehr hübsch ausgestattetes Beispiel es zeigte.
Nachdem die Gesellschaft sich mit lebhaftem Danke für die lehrreiche Führung verabschiedet hatte, unternahm sie noch einen Besuch der Obst- und Gartenbauschule von Fräulein Dr. Castner in der Berliner Straße.
Wir unternahmen auch hier wieder den Rundgang in mehreren Gruppen unter der freundlichen Führung einiger Schülerinnen. Es werden hier junge Damen, die die höhere Mädchenschule absolviert haben, zu Berufsgärtnerinnen und Gartenbaulehrerinnen ausgebildet, indem sie in zwei Jahren praktischen und theoretischen Unterricht im Obst- und Gemüsebau und in der Verwertung der Gartenerzeugnisse erhalten. Der Kursus ist zweijährig und es sind 60 Zöglinge in der