Heft 
(1912) 20
Seite
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Kleine Mitteilungen.

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Anstalt, von denen zu Ostern und zu Michaelis je 15 entlassen werden. Im Hause befinden sich die nötigen Klassenzimmer nebst einem Gesell- schaftsraum und im Kellergeschoß sind Räume zum Aufbewahren von Geräten und zum Anfertigen der nötigen Utensilien untergebracht. In dem 12 Morgen großen Garten befinden sich mehrere Warmhäuser, z. B. ein solches mit prächtigen Weinreben voller großer dunkler Trauben, und dahinter eiu ausgedehnter Obst- und Gemüsegarten. Die Felder waren ja augenblicklich kahl und die Bäume leer, aber die prächtigen Pyramiden der Aepfel- und Birnbäume und die hohen Spaliere zeugten von einem gesunden Gedeihen und sorgfältiger Pflege. Auch von diesem Besuch schied die Gesellschaft mit aufrichtigem Dank für das Gesehene.

Kleine Mitteilungen.

Ein Berliner Gevatterbrief aus dem Jahre 1754. Mitgeteilt von Friedrich Wienecke.

Hochedler, Hochgeehrtester

Sehr werthgeschätzter Herr Gevatter! °*

Dali Christlicher Eltern Kinder eine Gabe des Höchsten sind, ist uns aus der Heiligen Schrifft bekafmdt. Und da der Grundgütige Gott meine liebe Ehe-Frau in ihrem Ehestandt mit Leibesfrucht gesegnet, dieselbe, in Gnaden entbunden, und uns beyderseits Eltern mit einer jungen Tochter erfreuet;

Als dancken wir seiner Göttlichen Gnade und Barmherzigkeit dafür von Hertzen, und erachten uns verbunden, vor die Beförderung ihrer Seeligkeit Christlich Sorge zu tragen. Wir sind dennenhero entschlossen; solch unser neugebohrenes Kindlein Morgen, als den 24. dieses geh. Gott! durch das Bad der Heiligen Tauff'e dem Herrn Christo einverleiben zu lassen. Und aber solch heiliges Werk ohne frommer Christen Gebet und Beystand nicht kan verrichtet werden;

Als haben wir uns erkühnet Ew. HochEdlen zu unsers Kindes Tauf- Zeugen und Paten zu erwählen, dienstfreimdlichst bittende, ermeideten Tages gegen 3 Uhr Nachmittags in der St.Petri-Kirche sonder beschwer sich ein­zustellen, und solch heiliges Werck mit hertzlichem und andächtigem Gebet willig über sich zu nehmen.

Solche sonderbahre Liebes-Bezeugung werden wir Eltern Zeit-Lebens mit schuldigstem Dank erkennen, und nach aller Möglichkeit zu verschulden suchen. Ich aber verbleibe insonderheit

Ew. IToehEdelen

Dienstwilligster Diener

Gottfried Tiischmann, Mühlen-Waage-Knecht.

Berlin, den 23. Febr. 1754.

Der Gevatterbrief war gerichtet an

Monsieur Monsieur Hermanni, mon tres honore Compere ä son Logis