Kulturgeschichtliches über den Kaffee,
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Persien der Ausgangspunkt für die „Kaffeefrage“ gewesen sei, — zumal eine persische Sage (unbekümmert darum, daß im Koran nichts davon erwähnt wird) bereits Muhamed Kaffee trinken läßt. Muhamed (oder Mohammed arab. d. i. der Gepriesene) wurde bekanntlich um 570 zu Mekka geboren, also etwa 900 Jahre vor Gemal Eddin’s Reise nach Persien. Die Sage erzählt: der Erzengel Gabriel sei dem erkrankten Propheten erschienen und habe ihm eigenhändig den belebenden Trank dargereicht. — Man trifft indessen auch die Bemerkung an, daß in Persien bereits im Jahre 875 das Kaffeetrinken Sitte gewesen sei.
Nach Karl Ritter ist Afrika das Vaterland des uns angehenden Kaffeebaums. — Heute gilt es als feststehend, daß der im südlichen Abessinien, besonders in den Landschaften Kaffa und Enarca, heimische Baum von dort nach Arabien gebracht wurde. (Coffea arabica L l ) Und immer noch gilt allgemein der in den arabischen Bezirken Aden und Mokka 2 ) wachsende „Mokkakaffee“ für die beste Sorte. Aber der Ertrag ist gering, — im Gegensatz zu den Mengen „Mokka“, die auf Tischkarten usw. verzeichnet stehen. Der Welthandel gehört andern Gebieten. — Von den 29 Arten des (aus der Familie der Rubiaceen 3 4 ) stammenden und im tropischen Afrika und Asien vorkommenden Kaffee- baumes ist neben Coffea arabia L. nur noch Coffea liberica Hiern kultiviert worden; letztgenannte, in Liberia und einigen andern Gegenden der Westküste Afrikas heimische Art hat kräftigeren Wuchs und größere Widerstandsfähigkeit gegen die auf Ceylon und Java sehr gefürchtete Laubkrankheit. Der arabische Kaffeebaum liebt höhergelegene Gegenden ) der liberische die Niederungen. Von Wendekreis zu Wendekreis wetteifern die Länder im Anbau; aber Brasilien dürfte obenan stehen.
Jene Behauptung „wer Kaffee genösse, sei kein rechter Muselmann“ hat sich auch in der Türkei recht ins Gegenteil gekehrt. Im Jahre 1517 wurde Kaffee zum erstenmal nach Konstantinopel gebracht, nämlich durch Sultan Selim nach der Eroberung von Ägypten; und 1554 wurde in Konstantinopel das erste Kaffeehaus errichtet und so gemütlich ausgestattet, daß die Besucher gern langen Aufenthalt dort nahmen. Ein türkischer Dichter feierte den Kaffee im Liede; und bald gab es sehr viele Kaffeehäuser. Aber auch in Konstinopel erhoben sich Feinde, und mancher Streit mußte ausgefochten werden, bis die Kaffeefreunde einen endgültigen Sieg errungen hatten. Bezeichnend für die Wertschätzung oder Unentbehrlichkeit des Getränks ist das (von B. Rumann erwähnte)
2 ) Schon im 9. Jahrh. soll in Abessinien Kaffee getrunken worden sein.
3 ) Mokka oder Mochä, Stadt am Rothen Meere, in der arabischen Provinz Jemen.
4 ) Die Familie der Rubiaceen DO., Rötengewächse (Stellaten L.), ist bei uns in Deutschland durch mehrere Gattungen vertreten. 1. Scherardia Dill., 2. Asperula L 3 Rubia Töurn., 4. Galium L. — (Asperula odorata L. ist bekanntlich der beliebte „Waldmeister“.
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