Kulturgeschichtliches über den Kaffee.
333
selben Jahre erhielt Wien sein erstes Kaffeehaus — jedoch durch einen Polen.
Iin Jahre 1686 hatte auch Regensburg sein erstes Kaffeehaus.
llnn folgte 1689 Paris, das bis dahin auf die Torstadt St. Germain angewiesen war. Nnn aber gründete der „Sicilier“ Procopio ein Kaffeehaus in Paris selber, welches Haus den Namen Cafü Procope erhielt.
Der Siegeslauf der Kaffeebohnen nahm stetige Fortsetzung. I. J. 1684 nannte auch Leipzig ein Kaffeehaus sein eigen. Und 1697 kam der erste Kaffeesieder nach Wiirzburg: ein aus Konstantinopel gebürtiger Türke. Er gründete sogleich an einer Ecke der Dom- und Karmeliterstraße eine Kaffeeschänke, wozu ihm der Füstbischof von Wiirzburg durch ein „Kammer-Rescript“ die Konzession erteilte. Man könnte fragen, ob dem Kaffee zu Liebe oder — weil jener zum Christentum übergetreten war und die Namen Johann Ernst Strauß angenommen hatte. Bis zum Jahre 1898 ist in dem genannten Hause immer noch der Kaffeebetrieb ein „blühender“ gewesen. Dann aber kaufte, zum Zwecke der Rathaus-Erweiterungen, die Stadtgemeinde das sicherlich kräftig nach Kaffee duftende Haus.
Nun tritt — i. J. 1711 — das erste Berliner Kaffeehaus auf den Plan. Es wurde im kgl. Waschhause von einem Neger Olivier eröffnet. König Friedrich I. hatte ihm die Konzession verliehen, und König Friedrich Wilhelm I. war dem Neger gleichfalls freundlich gesonnen. Der unternehmungslustige Schwarze hatte für das Haus den Namen Cafe Royal gewählt. Besonders kehrten Offiziere dort ein. Das Brennholz für die Kaffeeküche lieferten die kgl. Forsten. Als Friedrich der Große mit dem Bau des Domes begann, siedelte das Cafe Royal nach der Akademie (Unter den Lindenj um, wo es bis 1765 bestand, d. li. bis dem Akademiedirektor Lesueur der Betrieb zu laut wurde. J ) — Friedrich der Große war ein Gegner des Kaffees und machte — im Anschluß an Staatskaffeebrennereien — den Kaffeehandel zum Monopol. Darüber hat unser verehrter Vorsitzendei’, Herr Geh.-R. Friedei, einmal in der Brandenburgs berichtet; er erwähnte damals, daß Friedrich der Große von einer Karrikatur, die ihn mit einer Kaffeemühle zeigte, gesagt hat, man solle das Bild niedriger hängen, damit die Leute es besser sehen könnten.
„Der steigende Verbrauch des Kaffees vermehrte in Arabien seinen Anbau; derselbe nahm hauptsächlich zu, seitdem europäische Schiffe um das Südkap von Afrika direkt nach Arabien fuhren. Bei der großen Nachfrage kamen zuerst die Holländer auf den Gedanken, den kostbaren Kaffeebaum auch in ihren kolonialen Besitzungen zu kultivieren. Der Gouverneur von Batavia verschaffte sich Pflanzen aus Arabien und stellte
1) Voss. Ztg. 289, 15. Juni 1911,