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Elisabeth Leuike.
mit denselben Versuche an. Da die Versuche gelangen, folgten dem Gouverneur nach uud nach die Plantagenbesitzer, so daß mau die Benutzung des Kaffeebaues für den Handel in Java seit dem Jahre 1720 ansetzen kann. Proben dieser Bäume waren 1712 an den Bürgermeister von Amsterdam gesandt worden; 1713 gelangte einer der Bäume nach Paris, liier zog man mehrere Pflanzen aus dem Samen; und schon 1717 brachte Deelieux (mit viel Mühe und Sorge) eine der Pflanzen nach Martinique. Angeblich sollen von diesem Kaffeebaum alle Kaffeebäume in Westindien und Brasilien abstammen. Von Martinique verbreitete sich der Kaffeebau bald nach St. Domingo [u. s. w.] — Zur Zeit der ersten französischen Revolution führte St. Domingo bereits 76 Millionen Pfund Kaffee aus, das Mehrfache von dem, was Arabien bis dahin ausgeführt hatte. Der Aufstand der Neger aber verminderte diese blühende Kultur bedeutend. Die meisten Pflanzer flüchteten nach Kuba, Jamaika und dem Festlande Amerikas. Diese Länder, die erst am Schlüsse des 18. Jahrhunderts anfingen, Kaffee zu bauen, erzeugen jetzt außerordentlich viel. Später erst ist Brasilien gefolgt, welches aber, [wie schon gesagt] heute alle andern Länder übertrifft.“ — Mitte des 18. Jahrhunderts wurde der Kaffee allein aus Arabien bezogen, und die gesamte Ernte werden etwa 5-6 Millionen Kilogramm gewesen sein. „Die jetzige *) Produktion wird auf 875 Millionen Kilogramm berechnet, der Verbrauch auf ungefähr 859 Millionen Kilogramm. Es bleibt also ein Ueberschuß von 16 Millionen, der auf das Konto Brasiliens fällt.“ (B. R.)
16 Millionen Kilogramm Kaffee Überproduktion! — und wie dankbar würden Ungezählte sein, wenn sie täglich nur eine Tasse wirklich guten Kaffee bekämen.
Ehe ich ein farbenreiches Bild von Ersatzmitteln und Fälschungen vorführe, sei endlich des Kaffeebaumes selber — wenn auch nur in Kürze — gedacht.
Daß er ein immer grüner und fast immer (d. h. etwa 8 Monate hindurch) blühender Baum ist und (wenn man ihn in seinem Wachstum nicht stört) eine Höhe von 10-15 Meter erreichen kann, könnte begeisterten Kaffeetrinkern ein Freude mehr sein. Die in Kultur genommenen Bäume werden fleißig beschnitten und z. T. strauchartig gehalten; ihre Höhe soll 2-4 Meter betragen. Die kleinen, in den Blattwinkeln sitzenden, weißen Blüten duften wie Jasmin; die ungleich reifenden, roten, kirschenähnlichen Früchte enthalten zwei mit der flachen Seite aneinanderliegende „Kaffeebohnen.“ Die Ernte findet zweimal im Jahre statt und ist mit vielen Mühen verbunden, auf die hier nicht weiter eingegangen werden soll. — Auch von der mannigfachen Zubereitung des gerösteten und
) Es ist dies im Jahre 189(5 geschrieben worden.