Kulturgeschichtliches über den Kaffee.
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zerkleinerten Kaffees sei abgesehen. Es sei nur bemerkt, daß das (an Stelle bloßen Aufbrühens gesetzte) „Kochen“ des Kaffees eine barbarische Handlung genannt werden muß, und daß schon bei ungeschicktem Brennen der Bohnen das so unvergleichlich reizvolle aromatische Öl sich verflüchtet.
In Ilandelsgärtnereien erhält man junge Kaffeebaum-Pflanzen, die im Wohnzimmer vortrefflich gedeihen sollen. Man gewinnt diese Bäumchen aber nicht aus den in den Handel kommenden Kaffeebohnen, sondern aus Samen, der in einem europäischen Gewächshause „erzogen“ wurde.
In der Zeitschrift „Nature“ (1901) empfiehlt Jacques Barral die Blätter des Kaffeebaumes zur Herstellung von — Cigarren oder Cigaretten. Er beruft sich dabei auf den Ingenieur Eugen Brissant, der ihn zu einer Untersuchung der chemischen Zusammensetzung der Blätter veranlaßte. Die Untersuchung ergab nichts Giftiges; und Barral konnte hinzusetzeu: „die Blätter brennen leicht und geben reichlichen Rauch.“ — Brisson hat infolgedessen fleißig solche Cigaretten gei-aucht.
Ersatz und Fälschung spielen im Kaffeehandel eine erstaunlich große Rolle. Die Cichorie hat gewissermaßen ein Bürgerrecht erworben; aber nach De Nansouty, der 1898 in Frankreich besondere Erhebungen über dort vorkommende Fälschungen anstellte, wird auch die Cichorie selbst verfälscht. Es gelangen in Frankreich zur Herstellung gerösteten und gemahlenen Kaffees u. a. Rüben, Gelbrüben, Löwenzahn, Eicheln, Roßkastanien, Haselnüsse, Pflaumen, Pistazien, Mandeln, Äpfel, Birnen, Erbsen und das Unkraut Quecke. „Ein Mann hatte dem Kaffee sogar gemahlenen Stein zugesetzt.“ Schon die grünen Bohnen können gefälscht sein; De Nansouty erwähnt solche, die aus Thon geknetet und sorgsam gefärbt sind, damit sie unauffällig mit echten Bohnen vermischt werden können. Geröstete Bohnen werden, unter Zusatz von gebackenem Mehl, aus Kaffeesatz hergestellt. Echte und falsche Bohnen erhalten ein gefälliges Äußere durch Fett, Eiweiß, Zucker usw.
Aber nicht nur in Frankreich lassen sich diese bösartigen Fälschungen nachweisen. — Ungebrannte Bohnen werden vielfach mit Berliner Blau, Curcuma, Chromgelb, gelbem Ocker, Indigo und Kupfersalzen „bearbeitet“; und grober Seesand(Quarzgerölle) wird zur Gewichtsvermehrung verwandt.
Der sog. „Feigenkaffee“ kann nicht als Verfälschung bezeichnet werden. Dagegen zeigten mikroskopische Photographien von echt sein sollendem Kaffee geröstete Feigen und Datteln. — Auch gebrannter Roggen und Lupinen müssen aushelfen. - (Eichelkaffee gehört in die
Heilkunde).