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Elisabeth Lemke.
Im Jahre 1818 schreibt Karl Gottfried Hagen l ) : „Neuerlichst wurden von Frankreich die Samen von Jris pseudacorus [unsere Wasser- Schwertlilie] als Stellvertreter des Kaffees empfohlen.“ Und von der Rotbuche (Fagus sylvatica) sagt er: „Als Kaffee, in dessen Stelle sie geröstet empfohlen wurden, haben die Nüsse (Buchenkern) nicht ihr Glück gemacht“. Bei Erwähnung der „Wegwart oder Wegeleuchte, gemeine Cichorie, Cichorium Intybus“ eriunert er daran: „Die gebauete Wurzel vertritt, wie bekannt, die Stelle des Kaffees.“
Mit Sang und Klang (so kann man wohl sagen) tritt Kathreiner’s Kneipp-Malz-Kaffee auf den Plan. Das Kathreiner-Büchlein beginnt mit Versen des größten schottischen Dichters, nämlich mit Robert Burns’ Gedicht vom „Hans Gerstenkorn“:
Ein Kitter war Ilans Gerstenkorn,
Ein solcher Held auf Erden,
Daß du, wenn du sein Blut geschlürft,
Selbst mutiger mußt werden.
Dann wird dir größer jede Lust,
Die Sorge kleiner scheinen;
Und jedem hüpft das Herz im Leib,
Wie nah’ ihm auch das Weinen.
Was Alles sonst noch den herzerfreuenden, geistbelebenden Trank der Derwische u. s. w. dem Namen nach ersetzen soll, möge ein anderer aufzählen.
Die Geheimnisse der Kaffeeküche finden u. a. ihren Ausdruck in volkstümlichen Bezeichnungen. — In Ostpreußen nennt das Volk „guten“ d. h. erträglichen Kaffee Pankruz oder Koffatschki, schlechten aber Plunsch oder Scblorrensupp’. Von letzterem sagt man auch: „Der war so: Juch, Frau Meist’rin! das ist Kaffee von 9 Bohnen 30 Tassen.“
Nicht mir mit der Gesundheitsfrage steht der Kaffee in Verbindung; — „es soll Schönheit verleihen, wenn man kalten Kaffee trinkt. Der Spötter gibt das zu mit der Behauptung, daß nur der Rauch vom kalten Kaffee schön mache.“ 2 ) Alexander Treichel, der uns diese Neckerei in seiner Sammlung „Volkstümliches aus der Pflanzenwelt“ mitteilt, erwähnt natürlich auch die weit und breit bekannte „Kaffeeschwester“ [„Kaffeebruder“ ist undenkbar] und den „Kaffeeklatsch“ und führt (nach Frischbier) ein bekanntes Sprüchlein in plattdeutscher Fassung vor: „Goder Kaffee mot sön schwärt wi de Divvel, het wi de Hell on söt wi de Lew.“ (In anderer Fassung heißt es noch: stark wie der
*) Karl Gottfried Hagen, Preußens Pflanzen. (1818).
2 ) Alexander Treichel, Volkstümliches aus der Pflanzenwelt, (Bericht des Westpreuß. Botan.-Zoolog. Vereins; 1882, 83, 84.)