Heft 
(1912) 20
Seite
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Kulturgeschichtliches über den Kaffee.

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Löwe.) - Der Fürst Talleyrand sollleckerhafter Weise vom Kaffee gesagt haben: er müsse sein

Noir comme le diable,

Chaud comme lenfer,

Pur comme un an ge,

Doux comme 1amour.

Nacli Herrn G. R. Friedei wäre die Reihenfolge:

Rein wie ein Engel,

Süß wie die Liebe,

Schwarz wie die Nacht,

Heiß wie die Hölle;

und Talleyrand wäre nicht der Erfinder dieses Sprüchleins. Dasselbe stamme aus Arabien. l ).

In Danzig heißt die KaffeekanneChristinchen. (A. T.)

Wie in Rußland das Trinkgeldna tschai, also sozusagenThee- geld heißt, und der Neapolitaner und andere Süditaliener (neben der schriftmäßigen Bezeichnung mancia) für Trinkgeldmaccheroni sagen, so erhalten die Dienstboten in der TürkeiKaffeegelder.

Auch in Berlin wird immer noch viel Geld für Kaffeesatz (oder Kaffeegruud) ausgegeben, aus dem man sich wahrsagen läßt. Das führt zu ganz andern Ergebnissen, als ein Chemiker entdecken könnte; es greift über die Gegenwart hinaus und enthüllt die Zukunft.

Kleine Schaumbläschen auf dem Kaffee bedeuten Küsse, die man durch Abtrinken für sich zu gewinnen trachtet, oder ein Geschenk am selben Tage, oder Geld u. s. w. (Vergl. A. T.)

Irgendwo in Ägypten soll es Sitte sein, einem Knaben am neunten Tage nach seiner Geburt eine Schnur mit daran befestigtem Päckchen um den Hals zu hängen, welches Päckchen er bis zum sechsten Jahre tragen muß, um gegen Krankheit geschützt zu sein. Das Päckchen enthält Pfeffer, Salz und 7 grüne Kaffeebohnen, ließ sich also auch bei uns mit Leichtigkeit hersteilen; man könnte ja die Bohnen vorher auf Echtheit untersuchen lassen.

Vor etwa 130 Jahren klagte der Prediger in Marienfelde bei Preuß. Holland (Ostpr.), daß sein Amtsbruder in dem benachbarten Schönberg sich nicht schlecht stehe, da er alle Morgen Kaffee mit Zucker trinke. (So stehts in den dortigenPfarrakten verzeichnet. A. T.)

Heute würde (was den Kaffee an belangt) ein Prediger höchstens darüber zu klagen haben, daß sein Arzt gleich den beiden nach Mekka gerufenen persischen Ärzten den Kaffee für gesundheitsschädlich erklärt habe. Denn auch Prediger wissen aus Erfahrung, daß der Kaffee

*) Brandenburgs XIX 1911, S. 424.