Heft 
(1912) 20
Seite
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Franz Lüpnitz.

Barthel Gabriels Panernhaus und Scheune sind vor 15 Jahren gebauet, ohne Schornstein; eine Schwelle ist schadhaft. Der Giebel der Scheune ist offen.

Jochim Gabriels Kossätenhaus ist schlecht gebauet. Die Obrigkeit will aber einen Schornstein bauen lassen.

Wir sehen also: Die Häuser sind im Fachwerkbau mit Lehmgeflecht aufgeführt, die Schwellen, die ohne Fundament auf der blanken Erde liegen, oft verfault, und in den meisten (13 :4) Fällen fehlt der Schornstein. Wo einer vorhanden ist, da ist er zuweilen gemauert, gewöhnlich aber besteht er aus Holz, das mit Lehm beworfen ist. In einigen Fällen wird erwähnt, daß Haus und Scheune an einander gebaut sind. Die Vergänglichkeit der Bauten liegt an der schlechten Beschaffenheit des Bauholzes, das man nicht austrocknen läßt, sondern frisch vom Wald zur Baustelle bringt. Ziegel-Steine waren beim Bau fast nicht benutzt; darum verschwinden Häuser, ja ganze Dörfer, wenn sie wüst geworden sind, fast spurlos im Waldboden, und nur die Feldsteinreste einer Kirche und einige Herdstellen verraten ihre Spur.

B. Die allgemeinen Betrachtungen beziehen sich

1. auf die Lage von Alt-Liepnitz bei Bernau.

Der Verfasser stellt sich den Ort als ein wendisches Runddorf vor, das sich bis an den See ausdehnte, und sagt S. 35:

Man nimmt an, daß eine alte wendische Ortschaft stets von einem Schloß oder einer Burg beschützt war, deren Not­wendigkeit in dieser politisch so bewegten Zeit ohne weiteres verständlich ist. Wer das annimmt, wird leider nicht gesagt.

Die Liepnitzburg soll nun

a) den Weg an der Schwedenschanze und

b) ein hinter Gebüschen verstecktes wendisches Heiligtum auf der Jnsel im Lüpnitzsee gedeckt haben.

Für die Behauptung, es habe auf dem Großen Werder ein Heilig­tum gestanden, wird kein Beweis erbracht, glücklicherweise auch nicht versucht; sie ist damit abgetan. Der Verfasser fährt fort: Möglich, daß das Heiligtum auch an denHeiligen 3 Pfühlen stand; denn so folgert er: Das Dorf Klosterfelde hat von einein Kloster seinen Namen erhalten; christlische Heiligtümer wurden oft auf den Trümmerstätten heidnischer errichtet; darum hat es dort ein wendisches Heiligtum gegeben. Das wäre einleuchtend, wenn der Vordersatz nur richtig wäre, der wahrscheinlich dem Bericht des Pastors Reichenbach zu Wandlitz vom 10. 10. 1852 entnommen ist, der das Märchen vom Klosterfelder Kloster erfunden hat. Klosterfelde ist allerdings nach einem Kloster benannt worden; aber dies Kloster war Lehnin, das 1242 und 1288 Teile des Dorfes erwarb. Die urkundlich beglaubigte Geschichte weiß nichts von einem Kloster in dieser Gegend,