354
16. (10. außer irdentl.) Versammlung des XX. Verainsjalires.
In einer Nische befindet sich eine alte Küche mit der Urväter Hausrat ausgestattet. Im grellsten Gegensatz dazu präsentiert sich die moderne Gasküche mit den allerueuesten Errungenschaften der Technik. Diese Heiz- und die Leuchtvorrichtungen wurden von Herrn Messinger, der auch schriftstellerisch als Autorität mit Recht anerkannt wird, anschaulichst erläutert. Wir befinden uns wahrscheinlich in einer Übergangszeit von der alten einfachen Gasbeleuchtung und Gasheizung mit Niederdruckgas zum Pressgasbetriebe, den die Stadt Berlin schon vielfach eingeführt hat. Das Leuchtgas wird von den Gasanstalten durch die Röhren in die Verbrauchsstellen unter einem Druck getrieben, der für die Beförderung, nicht aber für eine vollkommene Ausnutzung der Heiz- und Leuchtkraft genügt. Schon die Hantierung mit einem einfachen Lötrohre zeigt dagegen, daß bei einer beschleunigten Gasströmung und der durch erhöhte Luftzufuhr verstärkten Verbrennung eine höhere Wärme erzeugt wird, als durch die Verbrennung des Leuchtgases unter niederem Druck. Da aber eine vollkommene Verbrennung nicht nur eine Gas- und Geldersparnis bedeutet, sondern eine höhere Wärmeentwicklung auch den Kreis der Anwendbarkeit einer Flamme erweitert, hat man schon längst verdichtete Luft mit Gebläsen in die Gasleitung getrieben. Dieses Pressluftverfahren verbürgt jedoch nicht immer einen vollkommen gleichmässigen Brand; man begann daher, auch das Gas selbst zu verdichten. So kam man zu einem Verfahren, das eine Vereinigung von Pressluft und Pressgas zur Grundlage des Betriebes macht, und hofft schliesslich die vollkommenste Form der Gasverbrennung durchzubilden, wobei das ausströmende Pressgas die Luft der Umgebung selbsttätig an sich reißt. Die Firma Pintsch soll mit diesem Verfahren eine Wärmeentwicklung bis zu 2000 Grad erreicht haben. Damit tritt aber der Gasbetrieb in erfolgreichen Wettbewerb mit dem teureren elektrischen; für die Entscheidung in dieser Sache wird dann nicht mehr die Frage maßgebend sein, welcher von beiden die größere Lichtstärke erzeugt, sondern die, welcher Betrieb die geringsten Unterhaltungskosten erfordert. Darum schickt Paris sich schon an, die Preßgasbeleuchtung nach Berliner Muster einzuführen, und auch der pfiffige Engländer will die deutsche Erfindung für London ausnutzen. Uns aber möge der Wettstreit zwischen Gas und Elektrizität nicht die Niederlage des einen oder des andern Nebenbuhlers, sondern neue Fortschritte und segensreiche Frucht für die Gesamtheit, beiden Streitenden aber die Genugtuung bringen, die jede ehrliche, erfolgreiche Arbeit m sich schließt. Diesem Ziele will auch das neue Museum uns näher bringen; daher ist es eine Freude, die zahlreichen Gerätschaften und neuen Einrichtungen zu betrachten, die 35 deutsche Firmen dort ausgestellt haben, von der eintausendkerzigen Lampe und von der billigen Einrichtung für Warmwasserversorgung bis zum einfachen Plätteisen und Löthammer,