356
Kleine Mitteilungen.
Kleine Mitteilungen.
Wanderung durch Alt-Charlottenburg. Unser Mitglied Herr August • Förster stfellt unfreundlichst, wie schon so oft, einen Bericht des Reichsanzeigers vom 9. Dezember 1911 über unseren Ausflug zur Verfügung.
Bei dieser Gelegenheit ist unser verstorbenes Ausschußmitglied Herr Dr. Gustav Albrecht zum letzten Mal für die Gesellschaft tätig gewesen.
Er hatte es auch versprochen, den Bericht zu schreiben. Die Schriftleitung wird dem Dahingeschiedenen ganz besonders ein treues Andenken bewahren, weil er stets bereit war, einzuspringen, wenn es galt, einen historischen oder kulturgeschichtlichen Beitrag zu liefern. Er war in den einschlägigen Gebieten in hervorragender Weise unterrichtet und hat immer danach gestrebt, sich weiter zu bilden, indem er dem Gange der Forschung eifrig folgte.
Mit dem wissenschaftlichen Eifer verband er eine große Fertigkeit in der Kunst der Darstellung, so dass seine Aufsätze in unseren Heften einen unvergänglichen Wert behalten werden.
Die Charlottenburger Besichtigung begann um 1 Uhr mittags im Oppen- heimschen Park in der Scharrenstrasse 23—27. Das Grundstück ist vor kurzem von der Stadt angekauft worden und soll mit seinen schönen alten Bäumen zu einem grossen Teil als öffentlicher Park erhalten werden. Das ^ stattliche, erst wenige Jahrzehnte alte Haus, das zurzeit unbewohnt ist, sah als einen seiner letzten Bewohner den Geheimen Medizinalrat Leyden, der in einem Zimmer zu ebener Erde gestorben ist. Hier, in einem wohl als Wintergarten benutzt gewesenen grossen Raum erfreute zunächst der Magistratsbibliothekar Dr. G. Albrecht durch einen fesselnden Vortrag über die Entwicklungsgeschichte von Charlottenburg, die an ihm den kundigsten und berufensten Schilderer besitzt. Geht diese Geschichte auch nicht weit in die Vergangenheit zurück, denn nur das kleine Dorf Lützow, einst in wenigen Hütten an der Stelle stehend, wo man pietätvoll den alten Ortsnamen für einen Charlottenburger Stadtteil erhalten hat, ist als vorhanden bis zum Landbuch Kaiser Karls IV. nachweisbar, alles andere in und an Charlottenburg ist modern und geht nicht weiter als bis 1795 zurück, wo auf Wunsch der Gemahlin des Kurfürsten Friedrichs III., der späteren „philosophischen“ Königin Sophie Charlotte, der Freundin von Leibniz, mit ^ dem Bau eines Lustschlosses der Anfang gemacht wurde, weil ihr das Köpenicker Schloß, obgleich es auch ein Neubau war, so gar nicht behagte.
Um das Schloß, das anfänglich nach dem Dorf in seiner nächsten Nähe hieß, siedelte sich naturgemäß eine kleine Kolonie von Bauhandwerkern, Beamten und zu dem Gefolge der Schloßherrin gehörigen Personen an. Königin Sophie Charlotte starb bereits am 1. Februar 1705. Zum Andenken an sie verlieh König Friedrich I. am 1. April 1705 der neuen Ansiedlung den Namen Charlottenburg und das Stadtrecht. Die ersten Bauanfänge wurden