Heft 
(1912) 20
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18. (7. ordentl.) Versammlung des XX. Vereinsjabres.

daselbst. Der Vorsitzende verliest ein Schreiben des Verewigten vom 11. v. M. an ihn, worin er ihn um Beihilfe bei einer ihm übertragenen Geschichte der Berliner Fischerinnung ersucht, und gedenkt der großen Verdienste Albrechts um die Heimatkunde durch die von ihm redigierten, in vielfachen Auflagen bei unserm Mitglied Straube erschienenen Führer durch die Provinz Brandenburg.

(Die Versammlung ehrt das Gedächtnis der Verstorbenen durch Erhebung von den Sitzen.)

V. Zur Feier des 200. Geburtstags Friedrich des Einzigen hält der Vorsitzende hierauf eine längere Ansprache, wobei er sich auf die Beziehungen des großen Königs zu unserer engsten Heimat örtlich und geschichtlich beschränkt. Hauptsächlich berührt wurden Cüstrin, Neuruppin, Rheinsberg, Berlin, Potsdam, Charlottenburg und Nieder­schönhausen, daneben das landesväterliche nimmer rastende Bemühen Friedrichs des Großen uin Handel, Schiffahrt, Gewerbe, Ackerbau, die Landesverwaltung und die Justizreform.

Der Vorsitzende gedenkt der prächtigen Ausstellung friederi- zianischer Bilder des Malers Professor Dr. Schöbe!, der unvergleichlichen Ausstellung zu Ehren des Königs in der K. Akademie der Künste und der durch unsern 2. Schriftwart Herrn Prof. Dr. Pniower mit Unter­stützung des Herrn Kunstschriftstellers Dr. Max Osborn im Märkischen Museum eröffneten Ausstellung von Bildern, zumeist Kupferstichen.

Die Ausstellung gewährt eine reichhaltige Übersicht über die bild­lichen Darstellungen, die der große König in seinem tatentreichen Leben gefunden hat. Die ausgelegten Blätter gehören zu einer Sammlung sämmtlicher Porträts des Helden, die im Jahre 1894 in Berlin zur Auktion kam und vom Generalkonsul Freiherrn von Merling für das Märkische Museum angekauft wurde. Die Blätter, die Friedrich von der frühesten Jugend (von etwa 1715 an) bis ins späteste Greisenalter zeigen, gehen im wesentlichen auf Porträts zurück, die einige Maler vom Kronprinzen und späteren König herstellten. Wir gewahren eine erstaunliche Unselbständigkeit der Künstler, die sich zum größten Teil aus der Verlegenheit erklärt, in die sie gerieten, wenn sie vom popu- lärsten Manne ihrer Zeit eine Darstellung zu liefern hatten. Vom Jahre 1742 an hat Friedrich keinem Maler mehr gesessen. Nur Graff soll er im hohen Alter eine ganz kurze Audienz zum Zwecke des Porträtierens gewährt haben. Chodowiecki schuf sein berühmtes Bild vonFriedrichs Wachtparade in Potsdam, indem er den König bei der Rückkehr von ihr rasch skizzierte.

Die ersten Bilder gehen auf Antoine Pesne zurück, der den Kron­prinzen und jungen König wiederholt malte, wobei er ihn wohl ein wenig idealisierte. Auf ihnen zeigt Friedrich ein volles rundes Gesicht.