Heft 
(1912) 20
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18. (7. nrdentl.) Versammlung des XX. Vereinsjahres.

stellen. Der untere Teil der Gruft wurde mit allergrößter Sorgfalt ausgehoben und geborgen. Es handelt sich um ein Germanengrab aus der Völkerwanderungszeit. Mann und Roß hatte man gemeinsam be­stattet. Die Gruft war 2 l [, m tief. Das Skelett des Reiters lag auf dem Rücken und ist fast vollständig erhalten. Den Bestattete hielt das eiserne, zweischneidige mit einem Bronzeknauf versehene Schwert im linken Arm. Auch ein großer Teil der Holzscheide ist vorhanden. Neben dem Verstorbenen stand ein kleineres glänzend schwarzes Ton­gefäß. Sehr genau waren die Reste des mit Eisen und Bronzenägeln, beschlagenen Ledergürtels zu erkennen. Die Eisenteile waren von Rost zerfressen; an ihren Spuren ließ sich jedoch die Lage des Gürtels deutlich verfolgen. Zwei Bronzenägel sind gut erhalten.

Germanische Reitergräber der Völkerwanderungszeit sind in der Mark äußerst selten.

Herrn Kiekebuschs Vortrag wurde mit wohlverdientem Beifall und Dank begrüßt.

XIX. Robert Mielke? Kietz und Rundling in Brandenburg. Wir bringen einen kurzen Bericht aus der Feder unseres A. M. des Rektors 0. Monke. Der Vortragende hat nach und nach 86 Kietze festgestellt; sie kommen nicht nur in Städten, sondern auch in Dörfern vor. In eiuigen Fällen hat die Erinnerung au sie sich nur in dem Flurnamen r Kietz erhalten. Ursprünglich bedeutet Kietz (westslawisch Kaiza = Hütte, altlitauisch Chotta, südslawisch Kuza, Kyza) eine un­bedeutende Hütte. Als im 13. und 14. Jahrhundert die serbischen Gesetze eine Teilung der Familien erzwangen, um die Steuern zu vermehren, die sie daher nicht auf die Höfe, sondern auf die Feuerstellen legten, zu denen nur je 34 Köpfe gehören sollten, machte in der Bevölkerung eine entsprechende Gegenbewegnng sich geltend, und so bildeten llaus- sippschaften sich auf einer Hofstelle. Auch in Rußland entstanden Höfe als geschlossene Einheiten mit mehreren Rauchhäusern. Nach Leontovic und Novokovic gab es im 16. und 17. Jahrhundert im west­lichen Rußland zwischen Litauen und der Steppe vorwiegend kleine Dörfer bis zu acht Hofstellen mit gleichen Landanteilen und gleicher Land­arbeit ohne bestimmte Feldeinheiten. Nach dem Tode des Oberhauptes vererbte der Hof sich ungeteilt. Auf diese Hofgemeinschaften der Süd­slaven ging der Ausdruck Kietz über, in dem wohl schon bei den Slawen selbst der Begriff der niederen Siedlungsform lag. Die nörd­lichen Gebiete wurden durch das höherstehende Skandinavien beeinflußt. Als die Slaven in unser Land kamen, brachten sie die Siedlungsart und den Namen Kietz mit; auch unsere Kietze haben oder hatten wenigstens ebenfalls keine ausgemessene Flur. Nirgends gibt es mehr Kietze als in Brandenburg, wo die Slawen sich auch später in Kietzen zusammen­schlossen. Über das Dorf Schollene bei Rathenow sagt eine Urkunde