20 Entstehung und Ziele der Gesellschaft für Heimatkunde der Prov. Brandenburg.
der Wintermonate wurde der vorerwähnte Bürgersaal, für die übrigen öffentlichen Vorträge dagegen das Ständehaus in Aussicht genommen.
Ferd. Meyer.
Entstehung und Ziele der Gesellschaft für Heimatkunde der Provinz Brandenburg.
Vortrag, gehalten am 6. April 1892 in der Ersten Hauptversammlung der Gesellschaft im Brandenburgischen Ständebause zu Berlin, Matthäikirchstrasse 20, von Stadtrat Ernst Friedel, Zweitem Vorsitzenden.
Hie gut Brandenburg allewege!
Wer in ein Haus zieht, um daselbst ein neues Heim zu begründen, der muss sich die Frage aufwerfen, ob dasselbe seinen Anforderungen entspricht, ob er darin Alles, was ihm frommt, wohl einzurichten und unterzubringen in der Lage ist; auch wird es ihm, falls er beim Aufbau des Hauses nicht selbst mitgewirkt hat, Etwas über dessen Entstehung und Zusammenfügung zu erfahren, nicht unlieb sein.
In dieser Lage befindet sich die im März 1892 neu begründete Gesellschaft für Heimatkunde der Provinz Brandenburg, welche in ihrer, im Ständehause heute stattfindenden Ersten Hauptversammlung sich darüber aussprechen will, wie sie entstanden ist und welche Ziele sie verfolgt.
Es ist für den idealen, internationalen und universellen Sinn des Deutschen Volkes gewiss bezeichnend, wenn es sich seit dem Aufblühen der Wissenschaften an der Erforschung unseres Erdballs, seiner Bewohner und seiner Erzeugnisse auf das Eifrigste und Uneigennützigste und zwar so erfolgreich und anerkennenswert beteiligt hat, dass wir sehen, wie selbst fremde Lehrende und Lernende zu uns kommen, um über gewisse Verhältnisse ihrer eigenen Heimat von uns Deutschen unterrichtet zu werden.
Dieser deutsche Idealismus hat aber, wie wir Alle wissen, im Gefolge gehabt, dass dasjenige, welches, w'ie der Volksmund sagt, „nicht weit her“ ist, oftmals bei uns gegenüber dem Ausländischen und Fremdartigen zu Unrecht weit hintangesetzt worden ist. Dabei soll nicht übersehen werden, wie eine Fülle von Spezialstudien und Spezialarbeiten der Erforschung einzelner Zweige deutscher Landeskunde gewidmet worden ist. Dagegen hat es an einer allgemeinen Zusammenfassung dieser Sonderbestrebungen bis vor zehn Jahren gefehlt.
Fast unter dem Datum unserer heutigen Versammlung, am 14. April 1882, beschloss auf Anregung des damaligen Privatdozenten, jetzigen Professors der Erdkunde zu Münster i. W. Dr. Richard Lehmann, der Zweite Deutsche Geographentag zu Halle a. S.