Heft 
(1892) 1
Seite
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28 Entstehung und Ziele der Gesellschaft für Heimatkunde der Prov. Brandenburg.

ln den Rahmen dieser unserer Forschungen fallen weiter die zwei grossen, schier unermesslichen Gebiete der Altertumskunde und «1er Geschichtskunde, welche wir deshalb im § 1 No. A, neben der Landeskunde im engem Sinne, besonders pflegen werden.

Stundenlang müsste ich Ihre Aufmersamkeit in Anspruch nehmen, wollte ich die mannigfaltigen, unserer wartenden Aufgaben erörtern. Ich versage mir dies für heute um so eher, als fast jede unserer Sitzungen Gelegenheit zu bezüglichen Anknüpfungen bieten wird. Nur Eines glaube ich im Sinne der Stifter unserer Gesellschaft besonders betonen zu sollen, dass wir unsere Aufgabe weniger in der von berufensten Forschern bereits seit langen Zeiten geförderten archivalischen Ge- schichts- und politischen Forschung, als wie in der Kultur­geschichte suchen werden, da gerade in dem letztem Forschungszweige die verschiedenartigsten Beziehungen zur Heimatkunde wurzeln.

Die No. B. des § 1 unserer Satzungen bezeichnet als zweite Haupt­aufgabe die Förderung des der Heimatkunde so recht eigentlich dienenden, hoffentlich bald in den entsprechend würdigen Räumen eines eigenen Neubaues untergebrachten Märkischen Provinzial - Museums der Stadtgemeinde Berlin mit Rat und That.J

VN ir fassen unser Verhältnis zu diesem wissenschaftlichen, gemein­nützigen, vaterländischen Institut nach dem staatsmännisch erprobten Prinzip des do ut des, des Empfange ns und Gebens auf. Damit das Empfangen gleich bei der ersten Hauptversammlung der Branden- burgischen Gesellschaft seinen Ausdruck finde, gestatte ich mir Namens der Direktion des Provinzial-Museums einen hochinteressanten Bronze­fund zur Besichtigung vorzulegen, welcher in unserer Nachbarschaft, in Spindlersfeld bei Cöpenick, vor einigen Wochen gemacht worden ist*) und den das Museum der Güte unseres bekannten Grossindustriellen, des Herrn Kommerzienrats Spindler, verdankt. Die sämtlichen aus Altbronze gefertigten Gegenstände lagen im Sande beieinander und wurden beim Ausroden einer Kiefer gefunden. Es sind zumeist Schmuck­gegenstände, Sicherheitsnadeln u. dergl. der verschiedensten Art. Dem lypus nach zu urteilen, fallen diese Sachen in die Zeit der ost­germanischen Urnenfriedhöfe und mögen etwa der Mitte des ersten Jahrhunderts vor Christo angehören.

Das merkwürdigste Stück ist eine aus zwei Teilen bestehende Guss­form, welche zur Anfertigung von Ziernadeln gedient hat. Dass die Form hierzu bei uns gebraucht worden ist, beweist der ebenfalls dort gefundene obere Teil einer solchen Schmucknadel, welche genau in die Form passt, aber noch die Gussnähte und anderen Unebenheiten des

*) Eine genauere wissenschaftliche Besprechung des Fundes nebst Abbildung der zu ihm gehörigen Stücke folgt in diesem Heft Seite 37.