Heft 
(1892) 1
Seite
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30 Entstehung und Ziele der Gesellschaft für Heimatkunde der Prov. Brandenburg.

Keine einzige der vorhandenen Vereinigungen der ersten oder zweiten Gruppe befasst sich ausschliesslich mit der gesamten Naturgeschichte oder der gesamten anderweitigen Geschichte der Provinz Brandenburg. Manche der Vereinigungen beschäftigen sich nur nebenher und gelegentlich einmal mit unserem Gebiet, andere widmen sich zwar der Erforschung des Gebiets, aber nur nach einzelnen Richtungen hin, andere sind nur für gewisse engere Gebietsteile bestimmt.

Beginnen wir mit der naturwissenschaftlichen Gruppe, so tritt uns als eine im besten Sinne vornehme Vereinigung unsere hoch- berühmte Gesellschaft für Erdkunde entgegen, welche, eben weil unserem gesamten Erdball gewidmet, es auch nicht verschmähen würde, vorkommenden Falls der brandenburgisehen Lande zu gedenken. Bereits im Jahre 1773 finden wir die Anfänge der nicht minder an­gesehenen Berliner Gesellschaft naturforscliender Freunde, welche sich gelegentlich mit einzelnen Erscheinungen der Naturkunde aus allen drei Reichen innerhalb unseres Gebietes beschäftigt, wie dies auch die im Jahre 1848 in Berlin begründete Deutsche geologische Gesellschaft innerhalb ihres Forschuugskreises mitunter zu tliun pflegt. Der im Jahre 1859 entstandene Botanische Verein für die Provinz Brandenburg erforscht mit Eifer und Glück die pflanzlichen Schätze unseres Gesamtgebiets, während der naturwissenschaftliche Verein zu Frankfurt a. O. sich auf den Regierungs-Bezirk gleichen Namens beschränkt.

Vermittelnd zwischen Natur- und Kulturgeschichts - Forschung ver­halten sich die erst in neuerer Zeit aufgekommenen anthropolo­gischen Vereinigungen. Die grösste und mit Recht angesehenste derselben, die hauptsächlich durch den Altmeister Rudolf Vircliow am 17. November 1869 ins Leben gerufene Berliner Gesellschaft für Anthropologie, Ethnologie und Urgeschichte, ist auf diesem weitschichtigen Gebiete auch für Brandenburg bahnbrechend gewesen, ihre nicht genug zu rühmende Thätigkeit soll uns vorbildlich sein.*) Die vornehmlich durch die Bemühungen der Herren Dr. Hugo Jentsch- Guben, Dr. Siehe-Calau und Dr. Weineck-Lübben im Jahre 1886 be­gründete Niederlausitzer Gesellschaft für Anthropologie und Urgeschichte hat wenig Gelegenheit gefunden, im Gebiet der eigent­lichen Anthropologie zu wirken, desto thätiger ist sie innerhalb der Urgeschichte und Kulturgeschichte.**) ,

Nicht übersehen dürfen wir an dieser Stelle die erspriessliche

*n ) Seit 1869 erscheinen die Zeitschrift für Ethnologie und die Verhandlunge dev Gesellschaft, seit 1890 ausserdem noch als Ergänzungsblätter zur Zeitschrift: Nachrichten über Deutsche Altertumsfunde.

**) Seit 1888: Mitteilungen der Niederlausitzer Gesellschaft für Anthropologie und Urgeschichte, in Lübben erscheinend.