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Wilhelm Weber +.
glücklichere Heimat zu gründen beschieden sein, von der kein Stirnrunzeln eines Gewaltigen sie fürder vertreiben darf.
Uns aber, die wir eine schöne und, wie wir hoffen, sichere Heimat unser eigen nennen und sie erkunden wollen, liegt es ob, diese mit warmer Zuneigung zu umfassen und uns durch treues Festhalten an ihren Institutionen ihrer wert zu zeigen. Erinnern wir uns daran, wie Brandenburg, Dank der Hochherzigkeit unseres Fürstenhauses, jahrhundertelang ein Asyl bedrängter Menschheit, eine Herberge der Gerechtigkeit gewesen ist. Dieser Ruhm, den unser Land geniesst, ist wahrhaftig keiner der geringsten im Strahlenkränze seiner Vorzüge.
So lassen wir denn von nun an unser Forscherauge schützend und erhaltend, sammelnd und aufklärend auf dem Gesamtareal unseres Heimatlandes ruhen. Wir werden reiche Frucht davon ernten.
Mit einem Wunsche sei geschlossen. Möchte doch bei jedem Gange an Spree oder llavel, an Elbe und Oder, ein befriedigenderes Bild sieh vor dem Blicke des Wanderers entrollen, ein höherer Grad von Menschenglück, ein bewussteres Aufstreben zu den Höhen echter und wahrer Humanität ihm entgegenwinken. Wir sind, wiederholt sei es, kein abgelegener Erdwinkel dieser oder jener Art. Die Gesamtheit der gesitteten Welt heftet ihr Auge auf den Umkreis eines so gewaltigen Civilisationscentrums, wie Berlin ein solches ist. Zeigen wir denselben dieser Welt in so erschöpfender, in so anmutender Weise, dass Teilnahme, wo sie besteht, erhöht, Antipathie, wo sie vorhanden, entwaffnet werde. Uns ist eine schöne Aufgabe gestellt. Es gilt, einen Standpunkt zu schaffen, von dem aus unsere Mark als eine der geweihten Stätten der Menschheit in kaum minder sympathischem Lichte erscheine, wie dies von altersher bis auf den heutigen Tag von den grossen Xamen Attika und Latium gerühmt worden ist.
Wilhelm Weber f.
Am 19. April 1892 verstarb in Berlin nach kurzem Krankenlager an Darmverschlingung der Archivar unserer Gesellschaft, Herr Ma- gistrats-Bureau-Vorsteher Wilhelm Weber. Als vieljähriger Sekretär beim Archiv und der Bibliothek der Stadt Berlin hatte er sich eine ausser- gewöhnliche Bücherkenntnis, eine vielseitige Belesenheit und umfassende Kenntnisse in der berlinischen und brandenburgischen Geschichte zu eigen gemacht. Diese Eigenschaften verbunden mit Geschäftsgewandtheit Hessen ihn für den Posten eines Archivars der Brandenburgischen Gesellschaft besonders geeignet erscheinen, und wurde er deshalb einstimmig zu diesem Ehrenamt gewählt. In der kurzen Zeit seiner Thätigkeit hat sich der Verstorbene den Interessen der Gesellschaft, die ihm ein ehrenvolles Andenken bewahren wird, mit voller Hingebung^gewidmet.