Dr. C. Bolle, Der Schwan in der Mark.
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dies vermöge einer stets wach gebliebenen Reminiszenz an die altdeutsche Schwansage, die in Franken, dem Stammlande Jener, sich am Lebendigsten erhalten hatte, geschehen sein. Dieselbe bethätigte sich bekanntlich im 15. Jahrhundert politisch in der Stiftung eines Schwanen- ordens, der, wie inan weiss, nach jahrhundertlanger Unterbrechung durch den historischen Sinn König Friedrich Wilhelm IV. wieder in’s Leben gerufen wurde.
Platz! ein vierhundertjähriger Schwan.
Platz ihm und seinen Rittern!
(Freiligrath.)
Markgraf Afbrecht Achilles, stets ein rechter Frankenfürst geblieben und nie im Brandenburgischen ganz heimisch geworden, sagt in einem sothaner ritterlicher Gesellschaft verliehenen Diplom:
„Also haben wir solcher Freiheit wegen zu einer Figura einen Schwan, so ein frei und unbezwungen Vogel ist, so er männiglich seiner Freiheit halben Frank angesehrien und genannt wird , mit an diese unsere Gesellschaft hängen lassen.“ Wie reizvoll, wenn sich der weite Abstand zwischen Lohengrins
mythischem Gefährt und den Havelschwänen der Gegenwart Überdrücken liesse; wenn es gelänge, den vermittelnden Faden zwischen ineinander so fern liegenden Funkten von jenem zu diesen herüberzu- spannen.Der Phantasie ist Alles möglich. Spröder erweist sich die nüchterne Wirklichkeit. Möge man immerhin geneigt sein, die Anfänge märkischer Schwanenzucht bis zur Epoche der Anhaltiner, ja vielleicht als einen frühen Luxus alt-arischer Zustände bis auf die an Prähistorie anklingende Zeit der Wilzenkrale zurückzudatieren, beweisen lässt sich hierüber nichts. Unzweifelhaft leuchtet ein, dass Albrecht Achill, vom zahmen Schwan schweigend, ausdrücklicher Betonung seiner oben zitierten Worte gemäss, allein den Wildschwan gemeint haben kann.
Indess, die Liebhaberei des Hauses Zollern für diese Tierart einmal .'zugestanden und legendär wie geschichtlich nachgewiesen, was liegt wohl näher als der Schluss, dass in dem wasserreichen Neulande, jwelches seine Prinzen zu beherrschen kamen, eine allgemeine Domesti- Ezierung des Schwans rascher als anderswo sich vollziehen und mit [Leichtigkeit ausbreiten konnte.
So betrübend es auch sein mag, eine Illusion zu zerstören, vielleicht muss es in diesem Falle nach einer gewissen Richtung hin dennoch geschehen. Hinter der Gestalt des in Silberrüstung prunkenden Ritters und der Edeldame mit dem Falken auf dem Handschuh taucht eine andere Figur, die der fürstlichen Hausfrau, Gretclientasche und Schlüsselbund am Gürtel, vor uns auf. Wenn wir ihrer Rede lauschen, So ist es in hausmütterlicher Fürsorglichkeit mehr das Nützliche als das Schöne, welches ihr am Herzen liegt. Was sind einer Frau so