Heft 
(1892) 1
Seite
47
Einzelbild herunterladen

Dr. C Bolle, Der Schwan in der Mark.

47

von Brandenburg oder, wenn die trocknere Natur der Zauche dies gestattet, auch an den von Wilibald Alexis so unvergleichlich treu gezeichneten Typus der Frau Brigitte von Breilow auf Hohen- ziatz. Es wird gemeldet, dass, als zuerst Bitter von diesseit des Kanals in das damals noch halbwilde Schottland kamen, keine Ent­behrung diesen dort bitterer erschienen sei als die von der Heimat her gewohnter Federbetten. Die Feudal - Aristokratie Deutschlands, längst schon der Bärenhaut des Urgermanen entwachsen, wird es ihren Standesgenossen aus der Normandie im Luxus der Lagerstätten gleichgethan haben. Mochte innerhalb der Städtemauern der Bürger sich mit immerhin nicht zu verachtenden Gänsefedern begnügen, Fürst, Bischof, Reichsfreiherr, alle diese brauchten Schwanenflaum für ihre Kissen und Pfühle. Gewiss werden schon die Askanier, später der falsche Waldemar zur Stunde seines Glücks, die Luxemburger und die Quitzows auf keinen anderen geschlafen haben.

Wann Sprue und Havel sich mit der Pracht gezähmter Schwäne zu füllen begonnen haben, bleibt immerhin ungewiss; nicht eher wird es geschehen sein als zur Zeit, wo der Wildschwan schon abzunehmen anfing. Es möchte, in Anbetracht dessen, dass doch allein verhältniss- mässig kurze Flussstrecken, von Berlin etwa bis Brandenburg, jenes Vorzugs teilhaftig geworden sind, nicht früher stattgefunden haben als zu der Epoche, wo die den Kurhut tragenden Markgrafen sich Kölln an der Spree zur .bleibenden Residenz erkoren hatten.

Diese Anfänge verlieren sich, dem unlitterarischen Charakter jenes .Jahrhunderts gemäss, in die Nacht der Zeiten; nur scheint es unzweifel­haft, dass der Havelschwan von der Spree, seiner jetzt viel kleineren Provinz aus, sich dorthin ausgebreitet hat, wo Potsdam erst viele Menschenalter später als Wohnsitz der Landesherren in Betracht kommt.

Hier wie dort wurde derselbe, den man als Regal in den Begriff der hohen Jagd einschloss, urkundlich bereits im 16. Jahrhundert durch überaus strenge Verordnungen geschützt.

Erste schriftliche Nachweise über diese Vögel hat man aus gleich­zeitiger Periode und zwar nicht früher als aus den Enddezennien genannten Säkulums. Sie zeigen uns davoneine grosse Anzahl, die man etliche Meilen Weges auf der Spree zerstreut findet, wie vor Zeiten fügt der klassisch geschulte Gewährsmann hinzu auf dem Fluss Eurotas.

Ausserdem wird die Havel, stromabwärts jedoch nur bis Potsdam, als ein Wasser bezeichnet, das sehr viel zahme Schwäne habe und wo damals schon Leute zu deren besonderer Wartung verordnet waren. Die Schwanen, liefest es ferner, sind ein lustig, lieblich, edel, köstlich Ding, dessen sich fürsten, Graten, Edelleute, ja auch Könige, Kaiser