Dr. C. Bolie, Der Schwan ln der Mark.
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gewählt wurden und seit lange als solche dienen. Auch das beständige Herumschwimmen so vieler Schwäne erschwert an sich schon das Zufrieren. In noch kälterem Klima als das unsere, müsste man unbedingt zu einer Internierung unter Dach und Fach schreiten.
Innerhalb Berlins überwintern ausserdem regelmässig verschiedene Paare an offen bleibenden Stellen der Spree. Solche versieht, da die frühere Futterstelle beim Dom eingegangen zu sein scheint, an der Friedrichs brücke die Mildthätigkeit des Publikums mit Futter, welches ihnen nur durch über sie hinsegelnde Möven zu Zeiten streitig gemacht wird.
Die Stadtgemeinde Berlin hat seit 1881 angefangen, ihrerseits Schwäne zu halten in der Absicht, später die eines solchen Schmucks entbehrende Oberspree damit zu besetzen. Obiges geschah zuerst im Treptower Park, wo mit zwei Stück, Geschenk des Königlichen Hofjagd- amts, der Anfang gemacht worden ist. Ein ganz neues und sehr weites Gebiet, bis in dieTiefen des seenreichen Ländchens Beeskow - Storkow hinein, könnte sich von hier aus dem Schwanenvolk zur Besiedelung eröffnen. Für die städtische Parkdeputation wäre, trotz lokal obwaltender Schwierigkeiten, das Beispiel der Stadt Genf empfehlenswert, die den Schw'änen, welche sie auf dem unvergleichlichen Becken ihres See’s hält, volle Flugkraft beizubehalten gestattet.
Auch zu Lübbenau besteht seit zw r ei Jahren ein Verein, der sich zur Aufgabe gestellt hat, den Spreewald mit Schwänen zu bevölkern. Leider wollen, trotz aufgewandter Mühe, diese Vögel sich daselbst kaum vermehren. So enge, wenn auch immerhin weitläufige Gewässer bieten dem Schwan schwerlich Raum genug zu freier Bewegung und zur Entfaltung seiner ganzen Schönheit dar.
Der emanzipierte Schwan, der vom wilden äusserlich schwer unterscheidbar, alle grösseren Seen Brandenburgs bis zu den Grenzen der Lausitz hin besucht, am häufigsten indess um die Wublitz herum auf- tritt, wo hohe, fast undurchdringliche Rohrhorste ein Nebenflüsschen der Havel umsäumen, ist und bleibt eine herrliche Erscheinung, der gegenüber alles beim zahmen vielleicht statthafte Mäkeln verstummt. - Etwas zutraulicher geblieben als sein wilder Vetter, verfliegt er sich Glicht ganz selten bis in das Innere Berlins. Wir haben ihn von der Moltkebrücke her nach dem Schiffbauerdamm zu streichen sehen, ihn auch an der oberen Stadtbahnbrücke beobachtet. Mit den Errungenschaften der neuesten Zeit ist er bereits daselbst in Konflikt geraten; denn einer hat sich (1886) nahe der Münze in das Telephon - Netz verwickelt, aus dem er sich nur mühsam w ieder zu befreien im Stande war.
In Anbetracht dieses Freigelassenen darf mau sich ohne Rückhalt der Bewunderung hingeben. Den Äther durcheilt er bald in hohem