Heft 
(1892) 1
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T)r. C. Rolle, Rer Schwan in der Mark.

wuchtigen Fluge, der stet* geradlinig und mit einer gewissen majestä­tischen Würde von statten geht, dabei sich durch ein dem Pruste» einer Maschiene ähnliches Geräusch des Flügelschlags kundgieht, wobei der Hals lang ausgereckt wird.

Oft auch sieht man ihn mit eleganterer Bewegung niedrig -über dem Wasserspiegel hingleiten, um, sei es allmälig, sei es plötzlich, unter Schaumspritzen auf jenen einzufallen. Derartig verwilderte Schwäne sind dann wieder .Jagdobjekt geworden und dürfen, die Schonzeit vom 1. Mai bis Ende .luni ausgenommen, von dazu Be­rechtigten erlegt werden, wenn auch solche Schwanen - .Jagd in weidmännischen Kreisen aus leicht begreiflichen Gründen nicht in allzu hoher Achtung steht. Sie soll unter anderem, wie verlautet, Kaiser Wilhelm I. stets zuwider gewesen sein.

ln der Mark Brandenburg, sagt Herr Oberjägermeister v. Meye- rinck, kommt der Schwan als halbwild auf allen grösseren Gewässern vor und steht die Administration «lei 1 Schwanenzucht unter der Ver­waltung des Königl. Hofjagdamts. Sie werden ntir abgeschossen, wenn sie sich zu sehr vermehrt haben. Gegenwärtig berechnet man, dass 2000 Stück vorhanden, von denen zwei Drittel gelähmt sind. Man schiesst die wilden jungen Schwäne im Oktober auf den Seen, wo sie ausgebrütet wurden, indem man sich dieselben in Kähnen in den Rohr- gelegen und Binsen zutreiben lässt, oder indem man sie mit vielen Kähnen, in denen sich Schützen befinden, in eine schmale Bucht treibt, wo sie schliesslich bei den Schützen vorüberfliegen müssen. Die Alten erlegt man auch im Winter an offenen Stellen der .Binnengewässer, meist mit der Büchse auf grössere Entfernung, da ihnen schwer anzu­kommen ist. Die jungen Schwäne werden gegessen. In hohem Wert stehen Federn und Daunen.

Wirklich wilde Schwäne weiden in der Mark, sicherem Vernehmen nach, jetzt fast ausschliesslich auf dem Ückersee, wo ihr Vorkommen zur Zeit des ersten Königs der Stadt Prenzlau das Einfügen eines solchen in ihr Wappen eingetragen hat, noch angetroffen. Es dürfte gegenwärtig ihre Sonderung von nur Verwilderten schwer fallen. Mir wurde als Nistplatz Weniger der Drätzsee bei Teschendorf genannt. Ausserdem ist nach Angabe des Herrn Harting der Kietzer See bei Alt-Friedland im Oderbruch zu erwähnen, welcher indes* jetzt nie mehr als zwei Paare beherbergt. Hochinteressante und sehr ausführliche Mit­teilungen über eine zahlreich bevölkerte Brutstätte, zwar ausserhalb, aber ziemlich nahe der märkischen Grenze, liegen aus der Feder des Grafen Schwerin - Putzar vor. Sie betreffen den ziemlich seichten, schlammigen und stark von W asserkraut überwucherten Putzarer See, der auf eine Strecke Mecklenburg von Alt -Vorpommern scheidet. Hier wurden in der ersten Hälfte dieses Jahrhunderts all-