Pr. 0. Bolle, Der Schwan in der Mark.
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sommerlich 60 — 80 Stück junger Wildschwäne ausgebrütet.*) Regelmässiges Nisten wilder Schwäne findet ferner noch statt im Saspersee unweit Danzig, obwohl dieser eine ziemlich unruhige Umgebung hat, deren hemmender Einfluss durch starke Bewachsung aufgewogen zu werden scheint.
Die ersten uns erhaltenen Verordnungen über Schutz des Schwans, (sowie über seine Zuweisung zur hohen Jagd, datieren aus dem Ende des Cinquecento. Der zahme wird hierin mit dem damals sicher noch "zahlreich vorhandenen wilden als gleichwertig behandelt, natürlich auch, der ornitliologischen Ignoranz des Zeitalters gemäss, zwischen Cygiius Olor und Cygnus musicus kein Unterschied gemacht, vielmehr Alles, was Schwan heisst, kurzweg als landesherrliches Regal erklärt.
Man darf von Jagdreglements jener Zeit keine übermässige Humanität voraussetzen oder verlangen. Dein Charakter der Epoche gemäss, galt der Strang als Strafe für jeden Wilderer. Es wird indess noch extra verfügt „wie Diejenigen zu bestraffen, so nach Schwanen schiessen oder deren Eyer ausnehmen.“ Gelind wird die Pön nicht gewesen sein.
Von 1574—1728 schärfen Kurfürstliche und Königliche Jagd-Verordnungen zumal dem an der Havel begüterten Adel stets auf’s Neue die Thatsache der Zugehörigkeit von Schwan und Trappe zur hohen Jagd ein und verbieten demgemäss den Untertanen und Vasallen das Schiessen derselben „bei Vermeidung ernster Strafte und Ungnade.“ Am Ausführlichsten spricht sich hierüber ein kurfürstliches Edikt vom 1. Oktober 1606 aus.
Wie es mit der strengen Beobachtung solcher Gesetze inmitten damals noch sich ausdelmender weiter Wasserwildnisse und angesichts so vielfach, sich kreuzender Berechtigungen gestanden haben mag, beweisen schon die öfteren Wiederholungen und Einschärfungen der einschlägigen Verordnungen. Zuletzt kann man sich vorstellen, wie unter den uni
sich greifenden
anarchischen Zuständen des bald darauf
folgenden
*) Einem nachträglich von mir erhaltenen gefälligen und sehr dankenswerten Schreiben des Herrn Wirtschaftsrats P. Müller aus Treptow a. d. Toll, vom 29. Mai d. J. sei Folgendes entnommen: Im Interesse der Sache teile ich Ihnen mit, dass auf den Gütern Putzar in Pommern und Galenheck in Mecklenburg zwei Seen mit einem Areal von zusammen circa 5000 Morgen vorhanden sind, auf welchen alljährlich über tausend Schwäne anwesend. Dieselben verlassen natürlich im Winter, sobald Frost eintritt, ihren Standort, kehren aber zeitig im Frühjahr zurück und zwar zuerst diejenigen, welche dort nisten wollen- Es ist diese Zahl beschränkt, vielleicht 50—60 Paare, was sich dadurch erklärt, dass der Schwan erst im sechsten Jahre anfängt sich zu paaren Ende Mai bis Mitte Juni rücken dann die anderen Schwäne ein und machen im Juli die Mauser durch, während der sie, ganz wie die wilden Erpel, nicht fliegen können.
Beide Seen sind sehr flach und mit Grundnessel etc. durchwachsen. Der Schwan lebt nur von Pflanzen und kann seine Nahrung allein mit der Länge seines Halses erreichen, daher wohl seine Vorliebe für diese beiden Seen.