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Dr. C. Bolle, Der Schwan in der Mark
rung abzuweisen; man wellt sic sogar öfters arglos vorüberfahrende Kähne eine Strecke lang unwillig verfolgen. Das Nest stellt in der Regel nicht, sonderlich versteckt, dabei durchaus nicht immer in ungebahnter Wildnis.
Wir kennen ein solches an der Grenze des Berliner Weichbildes , auf der der Moabiter Brücke zugewandten Spitze der W ul- verlake und heut noch, wo neu angelegte Strassenlinien diesen lange wüst gebliebenen Raum bedecken, wird die vieljährige Niststätte erfolgreich behauptet. Die höchste Zahl der .langen scheint, nach des Berichterstatters eigener Wahrnehmung, neun zu sein. Sie wird indess nur sehr selten erreicht und noch seltener übertroffen, obwohl ein Kenner sogar zwölf Schwanengüssel um eine Alte herum gesammelt und von ihr geführt, beobachtet haben will. Gewöhnlich beträgt sie vier bis fünf
Bei weitem nicht alle Schwäne drängen sich dazu, des ehelichen Glücks teilhaftig zu werden. Stets sieht man eine erkleckliche Anzahl von ihnen, wohl meist Männchen, zu kleinen Trupps gesellig zusummen- geschaart, die sommerliche Fortpflanzungszeit mit der l'ngehundenheit freierer Lebensführung ausfüllen.
Nach statistischen Ergebnissen, durch die Schwanenmeister seihst ermittelt, überwiegt heim zahmen Schwan die Individuenzahl der Männchen ganz bedeutend die der Schwaninnen. Das Alter des Schwans dürfte hier nur selten über 40—50 .Fahre hinausgehen, obwohl anderenorts hundertjährige beobachtet worden sein sollen.
Als fiskalischer glebae oder vielmehr aquae adscriptus , unterliegt der Schwan genauer bureaukratischer Kontrolle. Es werden über seinen Civilstand ebenso gut Akten geführt und Ordres erlassen, wie über den von uns Menschen.
Die historische und gouvemementale Sphäre der Verwaltung des Schwanenstaats kann hier nur leicht gestreift werden. Oberster Chef das Königliche Hofjagdamt. Der Exekutiv-Beamte dieser Branche führt den Titel Schwanenmeister, auch Schwamm-Inspektor, und seine Würde ist meist, aber wohl nicht immer, mit der altehrwürdigen eines 1‘ritz- stabels oder Wasservogts verbunden, welch Letzterer eine uralt wendische Institution dem Namen nach bis heut unverändert, in sich verkörpert.
Es giebt im ganzen zwei Hauptbezirke dieser Administration, welche praktische Überwachung der Schutzbefohlenen Schwäne zur Hauptaufgabe hat: den von Potsdam und den von Spandau. Wir gestehen indess, in dieser Sache noch nicht ganz klar zu sehen, denn, obwohl einerseits berichtet wird, dass nördlich von dem tiefen Busen des Wannsees die Markscheide beider Reiche durch eine Linie angedeu- tet werde, die von Kladow nach der Insel Sandwerder hin verläuft, schieibt man uns andererseits, dass .lagdzeugmeister Kiekisch auf