Sitzung vom 22. Juni 1892.
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11. Ausschuss - Mitglied Buchholz macht aufmerksam auf ein neues grossartiges Bilder werk mit Text, Abbildungen brandenburgischer Städte, welche dem Provinzial - Museum von dem Herausgeber, Herrn Zschille, geschenkt worden sind. Es sind vornehmlich Städtebilder aus der Nieder - Lausitz und zwar sowohl ganze Ansichten, als auch einzelne Teile aus alter und neuer Zeit. Es ist dies Unternehmen auf das wärmste "u empfehlen und es wäre wünschenswert, wenn es fortgesetzt und durch •ege Abnahme vom Publikum und behördlicherseits unterstützt würde.
12. Sodann demonstriert der Herr Redner einen merkwürdigen hölzernen Gegenstand, gefunden auf einer Sandscholle neben einem Moor
ei Zechlin, Geschenk des Mitgliedes Grunow. Das Objekt ist aus Holz ind hat das Aussehen eines Wurfspeeres mit mehreren Widerhaken. Es ist Jgdier lediglich ein höchst eigentümlich und regelmässig verwittertes Stamm- »tück einer Kiefer, bei welchem die festeren und harzigeren Anfänge der Äste, die bei der Kiefer in regelmässigen Quirlen stehen, erhalten sind. Hierbei macht Herr Stadtrat Friedei darauf aufmerksam, wie es oft sehr schwer sei, solche natürlichen Produkte von künstlichen zu unterscheiden, namentlich wenn die betreffenden Dinge aus alter Zeit stammen und die Spuren der natürlichen Zersetzung durch Wind und Wetter, Wasser und Boden tragen. Es empfiehlt sich daher, derartige Objekte sorgfältig zu sammeln, u. A. deshalb, weil man in ihnen die Vorbilder für die primitiven Werkzeuge der ersten Kultur erblicken kann.
13. Hiernächst stellt Herr Kustos Buchholz ein gänzlich aus Glas bestehendes Barometer aus, das aus dem vorigen Jahrhundert stammt und in der Zechliner Glashütte fabriziert worden ist; dasselbe ist ein geschlossenes, länglich ovales und flaches Gefäss von etwas über Faustgrösse, welches mit einem längeren dünnen, offenen Rohre kommuniziert und zur Hälfte mit Wasser gefüllt ist. Nach den Beobachtungen des Herrn Buchholz wirkt es vortrefflich. Der II. Vorsitzende rühmt die alte Glasindustrie Zechlins.
14. Hierauf zeigt der Herr Redner ein hölzernes Schmuckkästchen vor mit eisernem Schloss und Schlüssel, ein vom Präparator Femerling gefertigtes Facsimile im Stile der Völkerwanderungszeit, und erläutert den ebenso einfachen wie zweckdienlichen Verschluss. Die Konstruktion dieser Schlösser war lange zweifelhaft, da an allen Funden die Holzmasse gewöhnlich fast gänzlich vergangen und die Eisenteile stark durch Rost zerstört sind. In jüngster Zeit hat man nun in der Nähe von Guben ein besser erhaltenes gefunden, nach welchem sodann Professor Dr. Hugo Jentsch in Guben ein Schloss gefertigt hat, von dem wiederum das vorliegende Kästchen die Nachahmung giebt. Der Schlüssel hat die Gestalt eines Dietrichs; die Anwesenden konnten sich durch eigene Versuche von der Brauchbarkeit überzeugen. Herr Stadtrat Friedei hebt hierzu hervor, dass derartige Kästchen hauptsächlich Frauen gedient haben müssen, da man in ihrer Nähe vielfach Frauenschmuck gefunden hat.
15. Sodann hatte Herr Buchholz noch mehrere Urnen ausgestellt, welche einem grossen Gräberfelde bei Münchehofe bei Friedrichshagen, Kreis Nieder-Barnim, entstammen. Unter ihnen ist eine viereckig-schachtelförmige und eine oval-schachtelförmige merkwürdig, sodann eine Totenurne mit dem